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Ernst Moritz Arndt: Aufrufe zum Kampf gegen die Tyrannei | heute: Montag, 11.11.2024 | |
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Ernst Moritz Arndt: Zwei Aufrufe zum Befreiungskampf gegen Napoleon (1812)Vaterlandslied und Soldatenkatechismus |
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Ernst Moritz Arndt (1769 - 1860) |
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Aus dem "Kurzen Katechismus für deutsche Soldaten", 1812Es waren in der alten Zeit giftige Tyrannen und Despoten, welche die Freiheit und Herrlichkeit großer Städte und Länder unterdrückt und geschändet hatten. Diese glaubten sich vor ihren eigenen Landsleuten nicht sicher und machten sich ein Heer und eine Leibwache und bezahlten sie mit den Gütern, die sie von ihrem Volke raubten. Und auch Bonaparte macht es so, weil er ein Tyrann ist. [....] Könige und Fürsten hat Gott gesetzt und ihnen das Schwert und Zepter in die Hand gegeben, daß sie die Gerechtigkeit verwalten, ihr Volk beschirmen und schützen, fremde Feinde von ihm abtreiben und für ihr Vaterland bis in den Tod stehen und streiten sollen. Herren, welche so regieren, sollen heilig und unverletzlich gehalten werden. Wenn aber ein Fürst anders tut, als wofür Gott ihn eingesetzt hat, so muß der Soldat und Christ Gott mehr gehorchen als den Menschen. Denn wenn ein Fürst seinen Soldaten beföhle, Gewalt zu üben gegen die Unschuld und das Recht; wenn er sie gebrauchte, das Glück und die Freiheit ihrer Mitbürger zu zerstören; wenn er sie den Feinden des Vaterlandes gegen das Vaterland zu Hilfe schickte; wenn er durch sie seine eigenen Landsleute plündern, verheeren, bekämpfen ließe, müßten sie nimmer gehorchen. Denn auch ein König und Fürst, darf nimmer tun noch befehlen, was in aller Ewigkeit Unrecht bleibt. [....] Das ist die wahre Soldatenehre, daß kein König und Fürst, keine Gewalt noch Herrschaft den edlen und freien Mann zwingen kann, das Schändliche oder Unrechte zu tun oder tun zu helfen. Das ist die deutsche Soldatenehre, daß der brave Krieger dem Könige oder Fürsten, der ihm zu gebieten wagt, für die Franzosen und ihren Despoten und gegen die Freiheit und Ehre ihres Landes zu fechten, den Degen im Angesicht zerbreche. Das ist deutsche Soldatenehre, daß der Soldat fühlt: er war ein deutscher Mensch, ehe er von deutschen Königen und Fürsten wußte: es war ein deutsches Land, ehe Könige und Fürsten waren; daß er es tief und inniglich fühlt: das Land und das Volk sollen unsterblich und ewig sein, aber die Herren und Fürsten mit ihren Ehren und Schanden sind vergänglich. [....] Der Soldat hat die Waffen angezogen, daß er sein Vaterland und seine Ehre verteidige, seine Eltern, Weiber und Kinder beschirme und den übermütigen und treulosen Feind, der sein Land bedrohet und angreift, zurücktreibe. Denn kein Soldat soll im Kriege reich werden an Silber und Gold, an Wollust und Schwelgerei, sondern Ehre und Gerechtigkeit sollen sein Lohn sein. Der Krieg ist eine heilige Arbeit, daß die Freiheit gerettet werde, er soll kein Gewinn sein, wodurch der Krieger dem Räuber gleich wird. |