KAROLINGISCHES FRANKENREICH (768 - 911) |
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Karl I. der
Große
Statue in Graubünden, 9. Jh.
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Ludwig der Fromme
Darstellung als Soldat Christi, zeitgenössischer
Codex, um 831 |
Ludwig (I.)
der Deutsche
Siegel |
Ludwig (II.)
der Jüngere
Zeichnung in einer Karolinger-Stammtafel
aus dem 12. Jh. |
Karl III. der
Dicke
Siegel |
Arnulf von Kärnten
Siegel |
Ludwig (III.)
das Kind
Kupferstich von 1751 nach ma. Reichsschwertscheide-Verzierung
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Königsname (Geburtsjahr) |
Regierungszeit als dt. König / röm. Kaiser |
dynastische Verbindungen, Bemerkungen zur Zählung |
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Karolinger |
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Karl I. der Große (* 747)
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König 768, Kaiser 800, 814 |
Namensgeber der Karolinger-Dynastie. Sohn des ersten karolingischen
Frankenkönigs Pippins III., des Jüngeren. Erster Römischer
Kaiser seit Ende des weströmischen Reiches (476). |
Ludwig der Fromme (* 778)
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König/Kaiser 814, 840 |
Sohn Karls I. des Großen. |
Ludwig (I.) der Deutsche (um 805)
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König 840, 876 |
Sohn Ludwigs des Frommen. Zählung als Ludwig I. bezieht
sich auf die Liste deutscher Könige, die mit der fränkischen Teilung
von 840 einsetzt. |
Ludwig (II.) der Jüngere (um 830/35)
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König (Ostfranken) 876, 882 |
Sohn Ludwigs des Deutschen |
Karlmann
(vor 830) |
König (Bayern) 876, König (Italien) 877, 880 |
Sohn Ludwigs des Deutschen |
Karl III. der Dicke
(839) |
König (Alemannien) 876, König (Italien)
879, Kaiser 881, Alleinherrscher in Ostfranken 882, Abdankung 887, 888 |
Sohn Ludwigs des Deutschen. Karl
der Kahle, der Onkel Karls III. des Dicken, wird in der Liste deutscher
Könige als Karl Nr. 2 gezählt, obwohl er nicht den deutschen,
sondern den französischen Teilreich der Franken regierte. |
Arnulf von Kärnten
(um 850) |
König 887, König (Italien) 894, Kaiser 896,
899 |
Sohn Karlmanns |
Ludwig (III.) das Kind
(893) |
König 900, 911 |
Sohn Arnulfs von Kärnten |
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HEILIGES RÖMISCHES REICH (DEUTSCHER NATION, 911 - 1806) |
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Konrad I.
Codex Eberhardi, Fulda, um 11501160
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Heinrich I.
Siegel |
Otto I. der
Große
als Goldener Reiter am Magdeburger
Dom |
Otto II.
Buchmalerei, um 983 |
Theophanu
Skulptur vor der Marktkirche in Eschwege
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Adelheid von
Burgund
Statue im Meißener Dom |
Otto III.
Buchmalerei, Ende 10. Jh. |
Heinrich II.
Büste im Bamberger Dom |
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Konradiner |
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Konrad I.
(um 881) |
König 911, 918 |
keine Verwandtschaft mit den Karolingern ➤ erster von den
Fürsten des Reiches erwählter König |
Sachsen (Ottonen) |
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Heinrich I.
(um 875) |
König 919, 936 |
Herzog von Sachsen |
Otto I. der Große
(912) |
König 936, König (Italien) 951, Kaiser 962,
973 |
Sohn Heinrichs I. |
Otto II.
(955) |
König 973, 983 |
Sohn Ottos I. |
Theophanu
(ca. 955/960) |
Regentin 983, 991 |
Tochter von Johannes I., Kaiser von Konstantinopel, Gattin
Ottos II., Vormund und Regentin für ihren minderjährigen Sohn
Otto III. |
Adelheid v. Burgund
(um 931) |
Regentin 991 - 994, 999 |
Gattin Ottos I., Mutter Ottos II., Regentin für ihren
Enkel Otto III. nach dem Tod ihrer Schwiegertochter Theophanu |
Otto III.
(980) |
König 983, Kaiser 996, 1002 |
Sohn Ottos II. und Theophanus |
Heinrich II.
(973) |
König 1002, Kaiser 1014, 1024 |
Sproß der bayerischen Nebenlinie der sächsischen
Ottonen, Urenkel König Heinrichs I. |
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Konrad II.
hs. Codex, um 1130 |
Heinrich III.
Miniatur, 11. Jh. |
Heinrich IV.
hs. Codex, um 1112 |
Agnes von Poitou
Echternacher Buchmalerei, um 1045
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Rudolf von Rheinfelden
Grabplatte im Merseburger Dom |
Heinrich V.
Ekkehard von Aura, Weltchronik, um 1125
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Lothar III.
von Sachsen
Kopialbuch Kloster Vornbach, 12. Jh.
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Salier |
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Konrad II.
(um 990) |
König 1024, Kaiser 1027, König (Burgund) 1033,
1039 |
Begründer des salisch-fränkischen Königshauses |
Heinrich III.
(1017) |
König 1039, Kaiser 1046, 1056 |
Sohn Konrads II. |
Heinrich IV.
(1050) |
König 1056, Kaiser 1084, 1106 |
Sohn Heinrichs III. und Agnes von Poitous |
Agnes von Poitou
(um 1026) |
Regentin 1056, 1077 |
Gattin Heinrichs III., nach dessen Tod Vormund und Regentin
für ihren minderjährigen Sohn Heinrich IV. |
Rudolf von Rheinfelden
(um 1025) |
Gegenkönig 1077,
1080 |
Herzog von Schwaben, Schwager Heinrichs IV., wurden wegen
Heinrichs IV. Investitutstreit mit Papst Gregor VII. zum Gegenkönig
gewählt. |
Hermann von Salm
(um 1035) |
Gegenkönig 1081,
1088 |
Graf von Luxemburg, als Nachfolger des gefallenen Rudolf von
Rheinfelden zum Gegenkönig gewählt |
Konrad
(1074) |
Mitkönig 1087, Gegenkönig
1093, 1101 |
Sohn Heinrichs IV., der sich ab 1093 als Gegenkönig zu
seinem Vater in Italien krönen ließ |
Heinrich V.
(1086) |
König 1106, Kaiser 1111, 1125 |
Sohn Heinrichs IV., der am Sturz des Vaters 1106 mitwirkte |
Sachsen |
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Lothar III. von Supplinburg
(um 1075) |
König 1125, Kaiser 1133, 1137 |
sächsischer Graf, durch Heinrich V. zum Herzog von Sachsen
erhoben; Lothar III. in der Nachfolge der karolingischen Erben
des Mittelreichs nach Ludwig dem Frommen, Lothar I. und Lothar II., d.h.
das Frankenreich wurde in die deutsche Königs- und Reichsgeschichte
einbezogen |
Konrad III.
(1093/94) |
Gegenkönig 1127 - 1130/35 |
Herzog von Franken, ließ sich 1127 zum Gegenkönig
erheben, wurde 1138 erneut gewählt und diesmal anerkannt |
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Konrad III.
Kölner Königschronik, um 1240
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Friedrich I.
Goldbüste, zeitgenössisch (ca.
1160) |
Heinrich VI.
Codex Manesse, um 1300 |
Philipp von
Schwaben
Miniatur, Chronik Stift Weißenau, um
1250 |
Otto IV.
Skulptur, Rathaus Braunschweig |
Friedrich II.
Marmorbüste, Künstler unbekannt
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Konrad IV.
Zeichnung, 15. Jh. |
Heinrich Raspe
von Thüringen
Siegel |
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Staufer |
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Konrad III.
(1093/94) |
König 1138, 1152 |
Herzog von Franken, Begründer des staufischen Königshauses |
Heinrich (VI.) Berengar
(1137) |
Mitkönig 1147, 1150 |
Sohn Konrads III., der vor seinem Vater verstarb, deshalb
Heinrich der Klammersechste |
Friedrich I. Barbarossa
(1122) |
König 1152, Kaiser 1155, 1190 |
Herzog von Schwaben, Neffe Konrads III. |
Heinrich VI.
(1165) |
König 1190, Kaiser 1191, 1197 |
Sohn Friedrichs I., verheiratet mit Konstanze, der Tochter
des normannischen Königs Roger II. von Sizilien. Durch das Aussterben
der männlichen normannischen Linie war Heinrich VI. seit 1194 auch
König von Sizilien. |
Philipp von Schwaben
(1177) |
König 1198, 1208 |
Sohn Friedrichs I.; Doppelwahl zugleich mit Otto von Braunschweig;
erster deutscher König, der ermordet wurde |
Welfen |
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Otto IV.
(1176/1182) |
König 1198 bzw. 1208 (Neuwahl), Kaiser 1209,
1218 |
Sohn Heinrichs des Löwen, des Herzogs von Sachsen. 1198
als Rivale gleichzeitig mit Philipp von Schwaben gewählt, nach dessen
Tod allgemein anerkannt. |
Staufer |
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Friedrich II.
(1194) |
König 1212 bzw. 1215, Kaiser 1220, 1250 |
Sohn Heinrichs VI. |
Heinrich (VII.)
(1211) |
Mitkönig 1222, Abdankung
1235, 1242 |
Sohn Friedrichs II. |
Konrad IV.
(1228) |
Mitkönig 1237, König 1250, 1254 |
Sohn Friedrichs II. |
Heinrich Raspe von Thüringen
(um 1204) |
Gegenkönig 1246,
1247 |
von der klerikalen Seite des Fürstenkollegiums unterstützter
Gegenkönig zu Friedrich II. und Konrad IV. |
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Krise des Königtums: Gegenkönige,
Interregnum, Kurfürsten-Kollegium |
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Seit der normannischen Heirat Heinrichs VI., des Sohnes
von Friedrich I. Barbarossa, wurde Deutschland von staufischen Königen
regiert, die versuchten, das Reich von ihrer sizilianischen Residenz aus
zu beherrschen. Ihre faktische Abwesenheit führte zu einer Reihe
von Doppelwahlen, Usurpationen, Erhebungen von Gegenkönigen durch
den jeweils gegnerischen, antistaufischen Teil des Kurfürstenkollegiums.
Jedoch konnten auch diese Gegenkönige, jeweils nur von einer Minderheit
erkoren und mit zu schwacher Hausmacht ausgestattet, sich nicht durchsetzen,
solange Friedrich II. und sein Sohn Konrad IV. noch lebten. Nach Konrads
Tod wurde der bisherige Gegenkönig Wilhelm von Holland allseits anerkannt,
starb jedoch zwei Jahre später. Das eigentliche Interregnum
beginnt also 1256. Da unter den Reichsfürsten niemand zur Kandidatur
bereit war, fand die Wahl von 1257 fand zwischen zwei ausländischen
Verwandten des Stauferhauses statt, Richard von Cornwall und Alfons X.
von Kastilien. Sie ging unentschieden aus, das Wahlkollegium war gespalten,
was bedeutete, daß Deutschland eine 17-jährige Zwischenzeit
ganz ohne tatsächlichen König erlebte.
In den ersten 300 Jahren seit der Gründungswahl
von 911 war nicht klar festgelegt, welche Großen über
den nächsten König jeweils mitzuentscheiden hatten. Im Prinzip
kamen dafür alle Herzöge und Grafen in Frage, die gerade mächtig
genug, reich genug oder charismatisch genug waren, um nicht nur mitzureden,
sondern unter Umständen sogar selber als Kandidaten anzutreten oder
die Kandidatur angetragen zu bekommen. Obwohl das deutsche Königtum,
anders als das fränkische, also eindeutig ein Wahlamt war, bildete
sich im Zuge der Machtkämpfe des 12. Jahrhunderts unter den Welfen
und Staufern die Tendenz zu dynastischer Vererbung heraus. Indem der eigene
Sohn noch zu Lebzeiten des Vaters, durch vorgriffige Wahl auf Vorrat
oder durch Krönung zum römischen König, designiert
wurde, versuchte man, das Königsamt in der Familie zu halten. Auch
wurde, nachdem gewählt worden war, das Prinzip Mehrheit ist
Mehrheit durchaus nicht immer anerkannt. Eine entscheidende Rolle
spielten zudem mehrfach die Intrigen und Einmischungen der römischen
Päpste. Sie hatten zwar nicht über den deutschen König
mitzureden, konnten ihm aber die traditionelle Kaiserwürde versagen
und seine Macht als König untergraben, indem sie ihn exkommunizierten
und damit seine Rivalen ermutigten, selber nach der Macht zu greifen.
In den Thronwirren Mitte des 13. Jahrhunderts
schälte sich nun eine Zusammensetzung des Kurfürsten-Kollegiums
heraus, wie sie 100 Jahre später unter Karl IV. in der Goldenen
Bulle (1356) quasi grundgesetzlich festgeschrieben werden sollte
und bis zum Ende des Reiches 1806 gültig blieb: Wahlberechtigte Kurfürsten
waren auf kirchlicher Seite die Erzbischöfe von Mainz, Trier und
Köln; als weltliche Gebietsherren der rheinische Pfalzgraf,
der Herzog von Sachsen, der Markgraf von Brandenburg und der König
von Böhmen. Auffällig an dieser Konstellation ist, welche deutschen
Herrschaftsgebiete dabei waren und welche nicht. Einerseits spiegelt sich
in der Überrepräsentanz des rheinischen, altfränkischen
Kernlandes (Mainz, Köln, Trier, Pfalzgrafschaft bei Rhein) eine Anhänglichkeit
an die Traditionen des karolingischen Frankenreichs wider, andererseits
offenbaren sich die konkreten Machtverhältnisse des 13. Jahrhunderts.
Der Stammesherzog von Sachsen hatte, auch nach der Zwangschristianisierung
durch Karl den Großen im 8. Jahrhundert, als Repräsentant des
niederdeutschen Nordens immer eine starke Stellung innegehabt. Vergleichsweise
neu im Kreise der Mächtigen war der Markgraf von Brandenburg, der
im eben erst freigekämpften Nordosten die Stellung gegen die Slawen
hielt. Das Königreich Böhmen war eigentlich kein deutsches Land,
gehörte aber seit Ludwig dem Deutschen zum fränkisch-römischen
Reichsverband. Daß seine Beteiligung an der deutschen Königswahl
unter Karl IV. (1346 - 78) festgeschrieben wurde, hatte auch damit
zu tun, daß Karls eigene (deutsche) Familie, die Luxemburger, kürzlich
(1310) die Herrschaft über Böhmen angetreten hatte.
Nicht unter den Kurfürstentümern: das seit
der Niederlage Heinrichs des Löwen entmachtete Bayern,
außerdem Schwaben, das Stammland der Staufer, und alle anderen Reichsfürsten,
die bis zum 12. Jahrhundert unregelmäßig an Königswahlen
teilgenommen hatten. Österreich spielte im 13. Jahrhundert machtpolitisch
noch keine große Rolle und war ebenfalls nicht bedacht, obwohl es
von 1438 bis 1806 fast 400 Jahre lang beinahe durchgehend den deutschen
König stellen sollte. Mit der Übernahme Böhmens durch die
Habsburger (1526) fiel allerdings die böhmische Kurstimme de facto
Österreich zu. 1623 wurde Bayern doch noch Kurfürstentum, und
1692 kam noch Hannover-Braunschweig hinzu. Das führte dazu, indem
die Hannoveraner Herzöge 1714 als neue Monarchendynastie nach England
expandierten, daß der König von England mit am Tisch des deutschen
Königswahl-Kollegiums saß.
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Wilhelm von
Holland
Siegel |
Richard von
Cornwall
Buchmalerei, 13. Jh. |
Alfons X. von
Kastilien
Libro de los juegos, 12511282
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Rudolf I. von
Habsburg
Grabplatte im Speyerer Dom |
Adolf von Nassau
historisierendes Gemälde, ca. 1662 |
Albrecht I.
Glasmalerei, ca.1380 |
Heinrich VII.
Zeichnung, ca. 15. Jh. |
Ludwig IV. der
Bayer
spätgot. Grabrelief, Frauenkirche München
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verschiedene Häuser / Interregnum |
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Wilhelm von Holland
(1227?) |
Gegenkönig 1248, anerkannt
1254, 1256 |
Nachfolger Heinrich Raspes als Gegenkönig zu den beiden
letzten Staufern, nach dem Tod Konrads IV., allgemein anerkannt |
Richard von Cornwall
(1209) |
König 1257, 1272
(regierte faktisch nicht) |
Bruder des englischen Königs Heinrich (Henry) III., Sohn
von König Johann Ohneland (King John, Bruder von Richard
Löwenherz) aus der normannischen Dynastie der Plantagenets; dank enormer
Bestechungsgelder mit 3 von 7 Stimmen gewählt; war mehrfach in Deutschland,
konnte sich aber nicht durchsetzen |
Alfons (X.) von Kastilien
(1221) |
König 1257, 1284
(regierte faktisch nicht) |
König Alfons X. von Kastilien, von der gegnerischen Kurfürstenpartei
ebenfalls mit 3 Stimmen gewählt, war nie in Deutschland, um seine Herrschaft
anzutreten |
Habsburger |
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Rudolf I. von Habsburg
(1218) |
König 1273, 1291 |
Graf von Habsburg (heute Aargau, Schweiz), von 6 Kurfürsten
gegen die Stimme Ottokars von Böhmen gewählt |
Nassauer |
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Adolf von Nassau
(um 1250/55) |
König 1292, Abdankung 1298 (abgesetzt), 1298 |
Graf von Nassau, wurde gewählt, um Rudolfs I. Sohn Albrecht
zu verhindern |
Habsburger |
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Albrecht I. von Österreich
(1255) |
König 1298, 1308 |
Sohn Rufolfs I. von Habsburg |
Luxemburger |
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Heinrich VII. von Luxemburg
(um 1275/78) |
König 1308, Kaiser 1312, 1313 |
Graf von Luxemburg, antihabsburgische Wahl gegen die Nachkommenschaft
Albrechts I. |
Wittelsbacher |
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Ludwig IV. der Bayer
(um 1283) |
König 1314, Kaiser 1328, 1347 |
Herzog von Bayern, gleichzeitig mit und gegen den Habsburger
Friedrich den Schönen gewählt. Ludwig IV. im Anschluß
an den letzten Karolinger, Ludwig III. das Kind. |
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Friedrich (III.)
der Schöne
historisierendes Gemälde, um 1580
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Karl IV.
Zeichnung nach Büste am Prager Veitsdom
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Günther
von Schwarzburg
Zeichnung nach Grabmal im Frankfurter Dom |
Wenzel der Faule
Stich, ca. 15. Jh. |
Ruprecht von
der Pfalz
Portrait nach Vorlage aus 15. Jh., um 1600
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Jobst von Mähren
Codex Gelnhausen, 15. Jh. |
Sigismund
böhmisches Gemälde, um 1436
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Habsburger |
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Friedrich (III.) der Schöne
(1289) |
König 1314, anerkannt
als Mitkönig 1325, 1330 |
Enkel Rudolfs I. von Habsburg, in der Doppelwahl von 1314
gegen Ludwig den Bayern gewählt |
Luxemburger |
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Karl IV.
(1316) |
König 1346, anerkannt 1347, Kaiser 1355, 1378 |
König von Böhmen, 1346 als Gegenkönig zu Ludwig
dem Bayern gewählt, nach dessen Tod 1347 allgemein anerkannt |
Günther von Schwarzburg
(1304) |
Gegenkönig 1349, Abdankung
1349, 1349 |
Graf von Graf von Schwarzburg-Blankenburg |
Wenzel der Faule von Luxemburg
(1361) |
König 1378, Abdankung 1400 (abgesetzt), 1419 |
ältester Sohn Karls IV. |
Wittelsbacher |
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Ruprecht von der Pfalz
(1352) |
König 1400, 1410 |
Pfalzgraf bei Rhein (Heidelberg), sorgte für die Absetzung
des Vorgängers Wenzel |
Luxemburger |
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Jobst von Mähren
(1354) |
König 1410, 1411 |
Neffe Karls IV., Vetter Wenzels und Sigismunds |
Sigismund
(1368) |
König 1410, Kaiser 1433, 1437 |
Sohn Karls IV., jüngerer Bruder Wenzels des Faulen |
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Albrecht II.
historisierendes Gemälde, um 1580
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Friedrich III.
Gemälde von Hans Burgkmair, 1468
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Maximilian I.
Gemälde von Bernhard Strigel, um 1500 |
Karl V.
Gemälde von Tizian, 1548 |
Ferdinand I.
Kupferstich, 2. Hälfte 16. Jh.
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Maximilian II.
Gemälde von Nicolas Neufchâtel,
ca. 1566 |
Rudolf II.
Kupferstich von Egidius Sadeler, 1609
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Habsburger |
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Albrecht II.
(1397) |
König 1438, 1439 |
Sohn Herzog Albrechts IV. von Österreich; enger Mitstreiter,
Schwiegersohn, Erbe und Nachfolger König Sigismunds |
Friedrich III.
(1415) |
König 1440, Kaiser 1452, 1493 |
Herzog von Kärnten, Steiermark, Krain und Österreich
aus einer anderen Habsburger-Linie als sein Vorgänger Albrecht II. |
Maximilian I.
(1459) |
König 1493, Kaiser (ohne Krönung!) 1508, 1519 |
Sohn Friedrichs III., durch seine Gattin Maria von Burgund
Erbe des burgundischen Herzogtums Karls des Kühnen |
Karl V.
(1500) |
König 1519, Kaiser 1530, Abdankung 1556, 1558 |
Enkel Maximilians I., geboren in den spanischen Niederlanden
(Gent) als Sohn von Maximilians Sohn Philipp von Habsburg und von Johanna
der Wahnsinnigen, der Königin von Kastilien und Aragon, seit 1516 König
von Spanien |
Ferdinand I.
(1503) |
Designation 1531, Kaiser 1556, 1564 |
Bruder und Erbe Karls V. nach dessen Abdankung 1556 |
Maximilian II.
(1527) |
Designation 1562, Kaiser 1564, 1576 |
Sohn Ferdinands I. |
Rudolf II.
(1552) |
Designation 1575, Kaiser 1576, 1612 |
Sohn Maximilians II. |
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Matthias
Gemälde von Lucas van Valckenborch,
1583 |
Ferdinand II.
Gemälde von G. Pachmann, ca. 1635
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Ferdinand III.
Gemälde von Jan van den Hoecke, 1643 |
Ferdinand IV.
Kupferstich, um 1650 |
Leopold I.
Gemälde v. Benjamin von Block, 1672
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Joseph I.
Kupferstich, um 1710 |
Karl VI.
Gemälde, um 1730 |
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Matthias
(1557) |
Kaiser 1612, 1619 |
Sohn Maximilians II., Bruder Rudolfs II. |
Ferdinand II.
(1578) |
Kaiser 1619, 1637 |
Enkel Ferdinands I., Neffe Maximilians II. |
Ferdinand III.
(1608) |
Designation 1636, Kaiser 1637, 1657 |
Sohn Ferdinands II. |
Ferdinand IV.
(1633) |
Designation 1653,
1654 |
Sohn Ferdinands III. |
Leopold I.
(1640) |
Kaiser 1658, 1705 |
Sohn Ferdinands III., Bruder Ferdinands IV. |
Joseph I.
(1678) |
Designation 1690, Kaiser 1705, 1711 |
Sohn Leopolds I. |
Karl VI.
(1685) |
Kaiser 1711, 1740 |
Sohn Leopolds I., Bruder Josephs I. |
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Karl VII.
posth. Portrait v. G. Desmarées, um
1766 |
Franz I. Stephan
Gemälde v. M. van Meytens, ca. 1750/60
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Maria Theresia
mit 11
Gemälde v. A. Möller, um 1728 |
Maria Theresia
mit 35
Gemälde, um 1752 |
Maria Theresia
mit 45
Gemälde v. Jean-Étienne Liotard,
1762 |
Joseph II.
Gemälde, ca. 1770/80 |
Leopold II.
Gemälde, um 1780/90 |
Franz II.
Gemälde, um 1800 |
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Wittelsbacher |
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Karl VII.
(1697) |
Kaiser 1742, 1745 |
Herzog von Bayern, erster nicht-habsburgischer König
seit über 300 Jahren |
Habsburg-Lothringer |
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Franz I. Stephan von Lothringen
(1708) |
Kaiser 1745, 1765 |
Herzog von Lothringen, durch die Heirat mit Maria Theresia,
der einzigen Erbin Karls VI., Mitregent der Habsburger-Monarchie |
Maria Theresia
(1717) |
Regentin 1765, 1780 |
Tochter Karls VI., Gattin Franz I. Stephans, nach dessen Tod
Vormund und Regentin für ihren minderjährigen Sohn Joseph II. |
Joseph II.
(1741) |
Designation 1764, Kaiser 1765, Regentschaft 1780,
1790 |
Sohn Franz I. Stephans von Lothringen und Maria Theresias |
Leopold II.
(1747) |
Kaiser 1790, 1792 |
Bruder Josephs II., Sohn Franz I. Stephans von Lothringen
und Maria Theresias |
Franz II.
(1768) |
Kaiser 1792, Abdankung 1806, 1835 |
Sohn Leopolds II., Neffe Josephs II. |
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DEUTSCHER BUND / NORDDEUTSCHER BUND (1806 - 1871) |
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Das Ende des ersten deutschen Reichs |
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Niederlagen Österreichs und Preußens
Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation versank ähnlich,
wie das alte Römerreich vor 1330 Jahren versunken war: still und
fast unbemerkt. Es erschien den Zeitgenossen nicht mehr wichtig, daß
die leere Hülle des Reichsverbands aufgelöst wurde.
An die Stelle des König- und Kaisertums, das in Deutschland nie so
mächtig gewesen war wie etwa die Zentralgewalt des Königs in
Frankreich, trat seit dem Dreißigjährigen Krieg (1618 - 48)
der Machtdualismus Preußens und Österreichs. Die Habsburger
stellten weiterhin den König, aber das war nur mehr ein Ehrenamt.
Tatsächlich wirkten sie nicht im Sinne des Reiches, sondern betrieben
Hausmacht- und Familienpolitik, genau wie die Hohenzollern in Brandenburg-Preußen.
Kaiserkrönung Napoleons und seiner Frau Josephine (1804, Gemälde von J.-L. David)
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Aus den blutigen Wirren der französischen Revolution
stieg Napoleon Bonaparte als Diktator empor. Er nahm den Krieg gegen Österreich,
den die eher gemäßigten revolutionären Kräfte schon
1792 erklärt hatten, ab 1799 wieder auf, indem er in die habsburgischen
Niederlande (Belgien) und nach Elsaß-Lothringen einmarschierte.
Kaiser Franz II. wehrte sich, wurde aber von den deutschen Mittelstaaten
unterlaufen, die sich von der Kollaboration mit Napoleon Gebietsgewinne
versprachen. 1805 war Wien von französischen Truppen eingenommen,
das Reich geschlagen. Napoleon ordnete Deutschland
neu, die verräterischen Fürsten von Baden, Württemberg,
Bayern, Westphalen, Sachsen und viele kleinere Gebietsherren traten aus
dem Heiligen Römischen Reich aus und bildeten mit Frankreich den
Rheinbund (1806). Zur Belohnung wurden Herzöge zu Königen,
Grafen zu Herzögen erklärt. Viele österreichische Territorien
und die Ländereien der Kirchenfürsten wurden unter den Kollaborateuren
verteilt. Am meisten profitierte zunächst Preußen, das sich
lange neutral verhalten hatte. Der preußische König
durfte zunächst, neben vielem anderen, das Kurfürstentum Hannover
annektieren. 1806 sollte er es dann aber auf Geheiß Napoleons an
den englischen König zurückgeben.
Landberaubt, gekränkt und gedemütigt, legte
Franz II. die Kaiserkrone nieder, erklärte das Reich für aufgelöst
und nannte sich Franz I., Kaiser von Österreich. Napoleon
hatte sich selber schon zum Kaiser der Fanzosen gekrönt
der Titel war zur Beliebigkeit vorkommen, zum Operettenprunk. Und der
preußische König nicht um Deutschland zu retten, nachdem
sowieso alles zu spät war, sondern aus Empörung über Hannover
übernahm von Österreich den Stab und setzte den Kampf gegen
die Franzosen fort. Aber auch dieses Aufbäumen blieb erfolglos, bis
1812 war ganz Europa in Napoleons Hand, mit Ausnahme nur Großbritanniens,
Rußlands und der skandinavischen Länder. Preußen wurde
aus Respekt vor dem Zaren nicht zerschlagen, Österreich blieb davon
verschont, weil Kaiser Franz die eigene Tochter Marie-Louise dem Diktator
zum Heiraten auslieferte.
Freiheitskampf in Spanien: Erschießung von Aufständischen
durch napoleonische Soldaten (Gemälde von Goya, 1808)
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Antinapoleonische Befreiungskriege
1812 beging Napoleon den entscheidenden Fehler. Unter dem Vorwand, der
Zar habe sich nicht an die gegen England verhängte Kontinentalsperre
gehalten, griff er auch noch Rußland an. Obwohl er mit einer Armee
von 700.000 Soldaten einmarschierte, ließen die Russen sich nicht
besiegen. Das russische Heer zog sich zurück, die Bewohner räumten
Moskau und ließen Napoleon in eine leere, an Lebensmitteln geplünderte
und teilweise verbrannte Stadt einrücken. Der Winter kam, die Soldaten
hungerten, und Napoleon mußte wieder abrücken. Während
des Rückzugs fielen die russischen Truppen der Grande armée
immer wieder in den Rücken und rieben sie auf, fast bis zum sprichwörtlichen
letzten Mann. 96% seiner Soldaten waren kampfunfähig oder tot, rund 670.000
Mann, darunter viele deutsche und internationale Hilfstruppen,
zwangsrekrutierte Mittäter seines Rußland-Feldzuges. Napoleon
aber teilte das Schicksal der Soldaten nicht, die er dem Tode geweiht
hatte. Er machte sich aus dem Staub, kam im Dezember 1812 fast allein
nach Paris zurück. Man muß den französischen Kaiser
als Kriegsverbrecher und Massenmörder betrachten.
Napoleon sammelte neue Truppen, doch inzwischen rächte
sich ein anderer Fehler, den er schon früher begangen hatte: den
preußischen Staat nicht zu zerschlagen. In Berlin hatte man die
Zeit seit der Niederlage von 1806/07 genutzt und unterhalb des Radars
der französischen Besatzung Reformen durchgeführt. Die Bauern
wurden befreit, die Juden zu Bürgern gemacht, dem Adel viele Privilegien
genommen. Bestallt und befördert wurde, auch beim Militär, nicht
mehr hauptsächlich nach edler Geburt, sondern nach Fähigkeit
und Verdienst. Eine Universität wurde gegründet, eine Regierung
mit ordentlichen Ressortzuständigkeiten gebildet, das mittelalterliche
Zunftwesen abgeschafft, womit der Weg zu wirtschaftlichem Aufschwung und
breiterer Volksbildung freigemacht war. Diese reformerischen Großtaten
verbinden sich mit den Namen Wilhelm von Humboldt (Bildung), Gneisenau
und Scharnhorst (Heerwesen), vor allem aber mit dem Freiherrn Karl vom
Stein als leitendem Minister. Er bereitete Preußen für die Zeit
nach der Befreiung vom französischen Joch vor. Napoleons Polizei
bemerkte seine Aktivitäten, Briefe wurden abgefangen, und Stein mußte
nach Rußland fliehen, wo er zum Berater Zar Alexanders I. wurde.
Karl vom Stein (1757 - 1831)
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Dies war die entscheidende Auswirkung von Napoleons Fehler
mit Preußen: Stein überzeugte den preußischen General
Yorck von Wartenburg, nicht mehr mit Napoleon, sondern gegen
ihn mit den Russen zu marschieren. Und den Zaren brachte er dazu, nicht
an der russischen Grenze haltzumachen, sondern mitzuhelfen, ganz Europa
zu befreien. Der Startschuß für die Befreiungskriege war gegeben.
Der König von Preußen folgte seinem General, mobilisierte das
Volk, Bayern und Sachsen fielen vom Rheinbund ab, drehten ebenfalls ihre
Waffen um. Auch Österreich erhob sich wieder, der Rheinbund zerfiel.
Alles Russen, Sachsen, Preußen, Österreicher, Schweden
vereinigte sich in der Völkerschlacht bei Leipzig (Herbst 1813).
Napoleon wurde besiegt, floh nach Frankreich und wurde von den allierten
Befreiern bis nach Paris verfolgt.
Kein Neuanfang: Wiener Kongreß und Restauration
Es wäre übertrieben, die Völkerschlacht und den Marsch
auf Paris einen Volkskrieg zu nennen, doch war der Erfolg
jedenfalls nicht den Fürsten zu verdanken. Die hatten das Volk und
das Land erst verraten und es sich dann in ihren Palästen als wohlbestallte
Knechte Napoleons bequem gemacht. Daß die Befreiung trotzdem
geschah, ermöglichten Adelige aus der zweiten Reihe, wie Stein und
Wartenburg, erkämpften volkstümliche Haudegen wie Feldmarschall
Blücher und Admiral Nelson, die ebenfalls Aristokraten waren. Angestoßen
wurde sie jedoch von bürgerlichen Dichtern und Philosophen, die durchaus
von den Ideen und Zielen der französischen Revolution beseelt gewesen
waren, dann aber miterleben mußten, wie ein korrupter, skrupelloser
Diktator sie pervertierte, sie mißbrauchte, um Europa mit roher
Gewalt seinem Familienunternehmen zu unterwerfen. Die wahren Helden von
1812-14 hinter dem Freiherrn vom Stein sind Ernst Moritz Arndt, Friedrich
Ludwig Jahn, Johann Gottlieb Fichte, Theodor Körner und andere. Sie
sprachen zur Nation, erweckten sie, rüttelten sogar Teile des degenerierten,
selbstsüchtigen Adels auf. 1814 stand das Volk seinen scheinbar geläuterten
Herren so nahe wie nie zuvor in der deutschen Geschichte. Das war jedenfalls
die bange Hoffnung von E.M. Arndt.
Auf dem Wiener Kongreß (1814/15), in dessen Verlauf
Napoleon noch einmal aus der Verbannung zurückkehrte und ein zweites
Mal geschlagen werden mußte, wurde der Sieg über Frankreich
wieder verspielt. In mehrfacher Hinsicht: Deutschland wurde nicht wiederhergestellt,
das verblichene Reich blieb tot, im Deutschen Bund weiter zwischen Preußen und Österreich
zerrissen. Frankreich wurde nicht zerstückelt, nicht einmal die von
Napoleon zusammengeraubten Kulturschätze und Ländereien wurden
ihm wieder entrissen. Selbst das Elsaß und Lothringen, wo seit 1000
Jahren, an den Orts- und Familiennamen noch heute erkennbar, Deutschland
war, durfte es behalten. Dieses schwere Versäumnis sollte drei weitere
Kriege mit befeuern, 1870, 1914 und 1939. Beim Kongreß waren Fürsten
und Adel unter sich, und es ging wie früher um dynastisches Geschacher.
Das Volk spielte wieder keine Rolle mehr, es war gar nicht vertreten und
wurde um seinen Anteil am Sieg betrogen. Für eine echte Republik
war die Zeit wohl ohnehin noch nicht reif, aber statt daß die preußischen
Reformen fortgesetzt und über ganz Deutschland verbreitet worden
wären, wurde das Rad vielerorts zurückgedreht. Überall,
Frankreich eingeschlossen, wurde die Macht der alten Dynastien restauriert.
Es wurden sogar ganz neue Repressionen geschaffen, Geheimpolizeien, Berufsverbote
und Pressezensur, um die konstitutionellen Hoffnungen der Befreiungszeit wieder
einzufangen und zu ersticken.
Abseits der Systemfrage, die sich für die Fürsten
gar nicht mehr stellte, seitdem sie vom französischen Dämon
befreit waren, seit sie wieder fest im Sattel saßen, reichte es für keine
Form eines deutschen Nationalstaats. Stattdessen wurde in Wien eine heilige
Allianz sämtlicher europäischer Monarchien außer
England beschlossen, die sich verschwor, alle nationalen Freiheitsbewegungen
niederzuschlagen. Eine Art von Reichsgefühl, von deutscher Zusammengehörigkeit
muß dennoch verspürt worden sein. Immerhin arbeiteten Österreich
und Preußen innerdeutsch wie selbstverständlich zusammen, leider
hauptsächlich dann, wenn es die negativen Anliegen der Allianz durchzusetzen
galt: Die Verfolgung und Auslieferung von Freidenkern, Professoren, Demagogen
funktionierte, auch die Sabotage der Revolution war ein gemeinsamer Erfolg.
Das Frankfurter Parlament, das mit anfänglicher Zustimmung Friedrich
Wilhelms IV. von Preußen 1848 zusammentrat und dem einige Freiheitshelden
von 1813 angehörten, entwickelte binnen eines Jahres eine liberale,
am amerikanischen Vorbild orientierte Verfassung für ein neu zu gründendes
deutsches Reich. Arbeitsteilig ließen Österrreich und Preußen
sie scheitern: Österreich stellte sich quer, indem es darauf bestand,
seine riesigen außerdeutschen Gebiete bis hin zur Ukraine miteinzubringen,
was ihm ein inakzeptables Übergewicht im Reichsverband verschafft
hätte. Anschließend lehnte Peußen es ab, in die kleindeutsche
Lösung einzuwilligen, indem der König sich weigerte, die Kaiserkrone
aus der Hand des Volkes, von Revolutionären anzunehmen.
Clemens von Metternich (1773 - 1859)
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Der Deutsche Bund und die Befreiung Schleswig-Holsteins
So gab es weiter nur den 1815 in Wien geschlossenen Deutschen Bund.
Das war ein loser Verband von 35 deutschen Fürstentümern, 4
freien Städten und mehreren ausländischen Monarchien. England,
Dänemark und Holland saßen mit im Frankfurter Bundestag,
weil die Könige dieser drei Länder Besitzungen in Deutschland
hatten*. Den Vorsitz führte Österreich, was bedeutete, daß
das wenige, was an gemeinsamer Politik unternommen wurde, in der Hand
des reaktionären Staatskanzlers Metternich lag, dem es in allererster
Linie darum ging, jegliche freiheitliche, nationale, gar demokratische
Bewegung schärfstens zu unterdrücken. Metternich mußte
1848 zurücktreten und hatte keinen ähnlich einflußreichen
Nachfolger. An seiner Stelle trat der preußische Bundestagsgesandte,
seit Anfang der 60er-Jahre preußische Ministerpräsident Otto
von Bismarck bundespolitisch in den Vordergrund.
Otto von Bismarck (1815 - 1898)
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Bismarck war nach der 1848er-Revolution in die Politik
eingetreten, um zu verhindern, daß wieder die Gefahr einer drohenden
Volksregierung aufziehen würde. In diesem Punkt derselben
Meinung wie Metternich, ging es ihm aber darum, die Vormachtstellung Österreichs
im Deutschen Bund zu brechen und die deutschen Länder zu einer preußisch
dominierten nationalen Einheit zu führen. Er erreichte sein Ziel
durch drei sogenannte Einigungskriege. Während 1849 in
Frankfurt noch die Verfassungsversammlung tagte, hatte der dänische
König, der auch Herzog von Holstein war, widerrechtlich das Herzogtum
Schleswig annektiert, um Dänemark zu arrondieren. Bismarck
sorgte dafür, daß der Bundestag Preußen und Österreich
gemeinsam beauftragte, die Ordnung wiederherzustellen und Dänemark
nicht nur das entwendete Schleswig, sondern Holstein gleich mit zu entreißen
(1864). Zwei Jahre lang versuchten die Sieger, Schleswig-Holstein gemeinsam
zu verwalten, dann gab es doch Streit um die Beute. Österreich zog
das Heer des deutschen Bundes und den französischen Kaiser
mit hinein, sodaß Preußen in die Lage geriet, Krieg gegen
den Bund führen zu müssen. Es gewann diesen kurzen Krieg (1866),
und Bismarck erklärte den Deutschen Bund für aufgelöst,
an seiner Stelle gründete er den Norddeutschen Bund.
Hannover, Kurhessen und andere wurden bestraft dafür, daß sie
Österreich unterstützt hatten, sie wurden von Preußen
kurzerhand annektiert. Österreich verlor Venetien, das dem neuen
Königreich Italien angeschlossen wurde, und verzichtete auf weitere
Mitwirkung an der Neuordnung Deutschlands.
Kaiser Napoleon III. (1808 - 1873)
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Darüber war Napoleon III. von Frankreich sehr enttäuscht,
denn der preußisch-österreichische Krieg von 1866 war so schnell
vorbei und bereinigt, daß es keiner militärischen Hilfe und
auch keiner Vermittlung Frankreichs bedurfte. Österreich hatte Napoleon
vor dem Krieg heimlich versprochen, ihm für die voraussichtlich nötige
Hilfe gegen Preußen deutsche Gebiete abzutreten. Die Franzosen sannen
auf Rache an Preußen für den entgangenen Gewinn, damit war
die Saat für den nächsten Krieg ausgebracht. Bismarcks Norddeutscher
Bund reichte nur bis zur Mainlinie, weil Frankreich sich dagegen stemmte,
daß die weiter südlich gelegenen Länder sich anschlossen.
Man fragt sich heute mit einigem Stirnrunzeln, wieso der französische
Kaiser in innerdeutschen Angelegenheiten überhaupt mitzureden hatte.
Daß ihm solche dreisten Einmischungen möglich waren, zeigt
erneut, daß Frankreich nach der Schändung fast ganz Europas
1815 nicht genügend zurückgestutzt worden war.
Deutsch-französischer Krieg und Gründung
des zweiten Deutschen Kaiserreichs
Der Norddeutsche Bund hatte einen erblichen Dauerpräsidenten, den
preußischen König, aber auch einen Reichstag.
Darin dominierten unter den sich formierenden Parteien die liberalen,
die den ultrarechten Monarchisten Bismarck zunächst ablehnten, ihn
aber wegen seiner erfolgreichen Einigungspolitik mehr und mehr unterstützten.
Auch für die Südländer Baden, Württemberg und Bayern
wäre der Beitritt, den Frankreich verhinderte, attraktiv gewesen,
um vor französischen Gebietsansprüchen geschützt zu sein.
Da dies offiziell nicht möglich war, schlossen sie mit Bismarck heimlich
ein Schutz- und Trutzbündnis ab, so daß auch sie dabei waren,
als der wichtigste Einigungskrieg, der deutsch-französische von 1870/71,
eröffnet wurde. Er begann im Juli 1870, weil die französische
Regierung sich in einem Streit um die spanische Thronfolge, der hier nicht
weiter wichtig ist, von Bismarck beleidigt fühlte. Bismarck veröffentliche
die Emser Depesche des französischen Botschafters und
legte damit die Unverschämtheit und den Größenwahn des
Regimes von Napoleon III. bloß. Da die Kriegserklärung von
Frankreich kam, standen auch die Süddeutschen, gemäß dem
Trutzbündnis, Gewehr bei Fuß.
So war das kein preußischer,
sondern bereits ein gesamtdeutscher Krieg gegen Frankreich.
Der Krieg dauerte wenig mehr als ein halbes Jahr, dann
war der Kaiser gefangen, Frankreich geschlagen, Paris besetzt. Dieses
eine Mal war der ewige Landräuber, der seit Jahrhunderten deutschsprachige
Gebiete einzusammeln trachtete, nicht zum Zuge gekommen, sondern mußte
Kriegsentschädigung zahlen, da er den Krieg begonnen hatte, und das
in den 1790er Jahren gestohlene Elsaß-Lothringen wieder abgeben.
Schon während der Krieg noch andauerte, verhandelte Bismarck mit
den süddeutschen Fürsten und überzeugte sie, dem Norddeutschen
Bund beizutreten. Mit gewissen Autonomiezusagen eingekauft,
ließ sich der bayerische König dazu bewegen, dem preußischen
König im Namen aller deutschen Fürsten die Kaiserkrone des künftigen
Deutschen Reichs anzutragen.
Den Kaisertitel wiederzubeleben, war ein Zugeständnis
Bismarcks an den nationalen Geist, der 1848/49 in der Frankfurter Nationalversammlung
entstanden war. Wilhelm I. von Preußen war mit dem Titel Deutscher
Kaiser nicht recht einverstanden, hätte lieber als preußischer
König weiterregiert, doch auch er fügte sich. Bismarck selber
war jetzt Außenminister und Reichskanzler, außerdem weiter
preußischer Ministerpräsident. Mit der Kaiserkrönung im
französischen Versailles, noch bevor Frankreich vollständig
besiegt war, wurde die Reichsgründung vollzogen. Die Verfassung wurde
weitgehend vom Norddeutschen Bund übernommen. Neben den frei gewählten
Reichstag trat als zweite Kammer der Bundesrat, eine Vertretung der Fürsten,
der beteiligten Länder und freien Städte. Vieles davon ist heute
noch im Aufbau der Bundesrepublik Deutschland wiederzufinden.
* Die englische Königin
Victoria war gleichzeitig Königin von Hannover. Der König von
Dänemark war auch Herzog von Holstein, der König der Niederlande
Großherzog von Luxemburg.
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ZWEITES KAISERREICH (1871 - 1918) |
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Wilhelm I.
Photographie, nach 1871 |
Augusta (1811
- 1890)
Gemahlin Wilhelms I.
Gemälde von F.X. Winterhalter, 1853 |
Friedrich III.
Photographie, um 1880 |
Victoria (1840
- 1901)
Vicky, Gemahlin Friedrichs III.
Portrait von F.X. Winterhalter, 1867 |
Wilhelm II.
Photographie, vor 1888 |
Auguste Viktoria
(1858 - 1921), Gemahlin Wilhelms II. (Gemälde
von Heinrich Angeli, 1880) |
Kaiserpaar um
1910
Photographie |
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Hohenzollern |
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Wilhelm I.
(1797) |
Kaiser 18. Jan. 1871, 9. März 1888 |
Sohn König Friedrich Wilhelms III. von Preußen |
Friedrich III.
(1831) |
Kaiser 9. März 1888, 15. Juni 1888 |
Sohn Wilhelm I.; Zählung Friedrichs als III.
setzt die Linie der preußischen Könige fort, nicht die der römisch-deutschen
Kaiser |
Wilhelm II.
(1859) |
Kaiser 15. Juni 1888, Abdankung 9. Nov. 1918,
4. Juni 1941 |
Sohn Friedrichs III. |
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WEIMARER REPUBLIK UND DRITTES REICH (1918 - 1945) |
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Friedrich Ebert |
Paul von Hindenburg |
Adolf Hitler |
Karl Dönitz |
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Reichspräsidenten: |
Friedrich Ebert (1871-1925) |
Reichspräsident 11. Febr. 1919 - 28. Febr.
1925 [SPD] |
Paul von Hindenburg (1847 - 1934) |
Reichspräsident 12. Mai 1925 - 2. Aug. 1934
[parteilos] |
Adolf Hitler (1889 - 1945) |
Reichspräsident 2. Aug. 1934 - 30. April
1945 [NSDAP] |
Karl Dönitz (1891 - 1980) |
Reichspräsident 2. Mai 1945 - 23. Mai 1945
[parteilos] |
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Philipp Scheidemann |
Gustav Adolf
Bauer |
Hermann Müller |
Konstantin Fehrenbach |
Joseph Wirth |
Wilhelm Cuno |
Gustav Stresemann |
Wilhelm Marx |
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Reichskanzler: |
Philipp Scheidemann (1865 - 1939) |
Reichskanzler 13. Febr. 1919 - 20. Juni
1919 [SPD] |
Gustav Adolf Bauer (1870 - 1944) |
Reichskanzler 21. Juni 1919 - 26. März
1920 [SPD] |
Hermann Müller (1876 - 1931) |
Reichskanzler 27. März 1920 - 8. Juni
1920 [SPD] |
Konstantin Fehrenbach (1852-1926) |
Reichskanzler 25. Juni 1920 - 4. Mai 1921
[Zentrum] |
Joseph Wirth (1879 - 1956) |
Reichskanzler 10. Mai 1921 - 14. Nov. 1922
[Zentrum] |
Wilhelm Cuno (1876 - 1933) |
Reichskanzler 22. Nov. 1922 - 12. Aug.
1923 [parteilos] |
Gustav Stresemann (1878 - 1929) |
Reichskanzler 13. Aug. 1923 - 23. Nov.
1923 [DVP] |
Wilhelm Marx (1863 - 1946) |
Reichskanzler 30. Nov. 1923 - 15. Dez.
1924 [Zentrum] |
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Hans Luther |
Wilhelm Marx |
Hermann Müller |
Heinrich Brüning |
Franz von Papen |
Kurt von Schleicher |
Adolf Hitler |
Johann Ludwig
von Krosigk |
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Reichskanzler: |
Hans Luther (1879 - 1962) |
Reichskanzler 15. Jan. 1925 - 12. Mai 1926 [parteilos] |
Wilhelm Marx (2. Mal) |
Reichskanzler 16. Mai 1926-12. Juni 1928 [Zentrum] |
Hermann Müller (2. Mal) |
Reichskanzler 29. Juni 1928 - 27. März 1930
[SPD] |
Heinrich Brüning (1885 - 1970) |
Reichskanzler 30. März 1930 -30. Mai 1932
[Zentrum] |
Franz von Papen (1879 - 1969) |
Reichskanzler 1. Juni 1932 - 17. Nov. 1932 [DNVP-nah] |
Kurt von Schleicher (1882 - 1934) |
Reichskanzler 3. Dez. 1932 - 28. Jan. 1933 [parteilos] |
Adolf Hitler (1889 - 1945) |
Reichskanzler, seit 1934 Führer *, 30. Jan. 1933 -
30. April 1945 [NSDAP] |
Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk (1887 - 1977) |
Leitender Minister 3. Mai 1945 - 23. Mai 1945 [parteilos, seit 1937 NSDAP] |
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* Die Bezeichnung Führer ist Ausdruck dessen, daß Hitler nach dem Tode des
Reichspräsidenten Hindenburg 1934 dessen Amt mitübernahm und seither in Personalunion Reichskanzler und Reichspräsident gleichzeitig war.
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BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND (1949 - 2022) |
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Bundespräsidenten: |
Theodor Heuss (1884 - 1963) |
Bundespräsident 12. Sept. 1949 - 12. Sept.
1959 [FDP] |
Heinrich Lübke (1894 - 1972) |
Bundespräsident 13. Sept. 1959 - 30. Juni
1969 [CDU] |
Gustav Heinemann (1899 - 1976) |
Bundespräsident 1. Juli 1969 - 30. Juni
1974 [SPD] |
Walter Scheel (1919 - 2016) |
Bundespräsident 1. Juli 1974 - 30. Juni
1979 [FDP] |
Karl Carstens (1914 - 1992) |
Bundespräsident 1. Juli 1979 - 30. Juni
1984 [CDU] |
Richard von Weizsäcker (1920 - 2015) |
Bundespräsident 1. Juli 1984 - 30. Juni
1994 [CDU] |
Roman Herzog (1934 - 2017) |
Bundespräsident 1. Juli 1994 - 30. Juni
1999 [CDU] |
Johannes Rau (1931 - 2006) |
Bundespräsident 1. Juli 1999 - 30. Juni
2004 [SPD] |
Horst Köhler (1943) |
Bundespräsident 1. Juli 2004 - 31. Mai 2010
[CDU] (vorzeitiger Rücktritt) |
Christian Wulff (1959) |
Bundespräsident 30. Juni 2010 - 17. Februar 2012 [CDU] (vorzeitiger
Rücktritt) |
Joachim Gauck (1940) |
Bundespräsident 23. März 2012 - 18. März 2017 [parteilos] |
Frank-Walter Steinmeier (1956) |
Bundespräsident seit 19. März 2017 [SPD] |
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Bundeskanzler: |
Konrad Adenauer (1876 - 1967) |
Bundeskanzler 15. Sept. 1949 - 15. Okt. 1963
[CDU] |
Ludwig Erhard (1897 - 1977) |
Bundeskanzler 16. Okt. 1963 - 30. Nov. 1966 [CDU] |
Kurt Georg Kiesinger (1904 - 1988) |
Bundeskanzler 1. Dez. 1966 - 20. Okt. 1969 [CDU] |
Willy Brandt (1913 - 1992) |
Bundeskanzler 21. Okt. 1969 - 7. Mai 1974 [SPD] |
Helmut Schmidt (1918 - 2015) |
Bundeskanzler 16. Mai 1974 - 1. Okt. 1982 [SPD] |
Helmut Kohl (1930 - 2017) |
Bundeskanzler 1. Okt. 1982 - 27. Oktober 1998
[CDU] |
Gerhard Schröder (1944) |
Bundeskanzler 27. Oktober 1998 - 22. November
2005 [SPD] |
Angela Merkel (1954) |
Bundeskanzlerin 22. November 2005 - 8. Dezember
2021 [CDU] |
Olaf Scholz (1958) |
Bundeskanzler seit 8. Dezember 2021 [SPD] |
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B.G. Niebuhr |