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Kaiser Maximilians I. Ritterroman „Teuerdank“   heute: Mittwoch, 11.12.2024

Spätmittelalter:  Ein großer Kaiser und sein kleines Buch


Kaiser Maximilian I., der „letzte Ritter“

Kaiser Maximilians I. Ritterroman „Teuerdank“

I. Vorwort: Historische Größe und literarischer Schund
II. Der „Teuerdank“ – eine Autobiographie Kaiser Maximilians?
III. Maximilian und die Tradition der deutschen „Heldendichtung“: „Teuerdank“ ein Spätwerk höfischer Versepik?
IV. Mittelalter und Neuzeit im „Teuerdank“ – der Kaiser als Kreuzfahrer?
V. Zweck und Aussage des „Teuerdank“
 
 

Der Habsburger Maximilian I., deutscher König von 1493 bis 1519, gehört zu den Großen der deutschen Geschichte. Allerdings wurde ihm der „Große“ von der Geschichtsschreibung „amtlich“ nicht zugestanden, obwohl er diesen Ehrentitel sicherlich eher verdient hätte als zum Beispiel Karl „der Große“ oder Friedrich II. von Preußen. Im Gegensatz zu diesen beiden, die ziemlich skrupellose Gewaltmenschen waren, hat Maximilian sich bemüht, sein Reich durch Recht und Diplomatie zusammenzuhalten. Seine famose Heiratspolitik verband Böhmen, Ungarn, Spanien und die Niederlande mit Deutschland, teilweise für Jahrhunderte – bis der Erste Weltkrieg sein System sprengte. Dennoch sorgte sich der Kaiser, er werde nach seinem Tod bald vergessen sein. Um dem vorzubeugen, schuf er außer einem riesigen Habsburgerreich auch noch ein kleines Stück Literatur. Sein Roman „Teuerdank“ brachte ihm wenig Ruhm, aber immerhin einen romantischen Beinamen ein: „Der letzte Ritter“.

 

I.  Vorwort: Historische Größe und literarischer Schund

Zwischen diesen beiden anerkannten Wahrheiten über Maximilian I. und sein einzig vollendetes dichterisches Projekt hatten sämtliche Kommentatoren zu lavieren, die sich der seltsamen Heldenerzählung vom Ritter Teuerdank seit ihrer Wiederentdeckung zu Beginn des 19. Jahrhunderts annahmen. Bereits 1845 erkannte der Literatur-Professor August Vilmar die Unvereinbarkeit maximilianischer Größe, die in der deutschen Geschichte einen Ehrenplatz einnehme, mit dem Produkt kaiserlicher Poeterei, das er als „Zumutung“ empfand; folgerichtig zog er für sich die Konsequenz:

„Jetzt ruhet der Theuerdank im Staube der Bibliotheken, wie der edle Maximilian in dem Moder seiner Kaisergruft. Laßen wir sie ruhen, den großen Kaiser und sein kleines Buch.“ (1)

Dabei hatte sich der Heldenroman von seiner ersten Veröffentlichung 1517 bis ins 18. Jahrhundert hinein dank seiner mehrfachen Neuauflage und -Bearbeitung durchaus einer bemerkenswerten Verbreitung erfreut. Noch Gottsched bestätigt dies für seine Zeit: „Der Teuerdanck ist bekannt, und verwandelt Kaiser Maximilians Geschichte in ein Ritterbuch.“ (2) Weiter darf man aus der größeren Verbreitung des „Teuerdank“ (gegenüber den übrigen schriftstellerischen Erzeugnissen des Kaisers) schließen, daß das Werk immerhin eine gewisse Beliebtheit genossen haben muß.

Dies vielleicht berücksichtigend, vor allem aber einem neuen literaturwissenschaftlichen Interesse verpflichtet, haben sich verschiedene Autoren nicht an Vilmars Rat gehalten – ohne freilich zu entscheidend anderen Bewertungen des „Teuerdank“ zu gelangen. Die Verurteilungen reichen von gezielter Kritik der „allegorischen Steifheit, sprachlicher Stereotypie und metrischer Holprigkeit“ (3) über das kopfschüttelnde Bedauern mancher Historiker, daß Maximilian nun gerade sein unbrauchbarstes ,geschichtliches‘ Buch als einziges fertiggestellt habe (4), bis zur pauschalen Abqualifizierung als „übelgeratenes Werk“ (5). Erstaunlicherweise sind solche vehementen Urteile vorwiegend in älteren Arbeiten zu finden, deren Verfasser zunächst ausgezogen waren, durch ihre Beschäftigung mit dem Thema den Ruhm des großen Kaisers zu mehren. So stellt zum Beispiel Otto Bürger seinen „Beiträgen zur Kenntnis des Teuerdank“ (6) einen Satz aus Ulmanns Maximilian-Biographie (7) als Motto voran, der in diesem Zusammenhang auf eine positive Anerkennung der literarischen Leistung des Kaisers hinauswill: „Wer ihn lieb gewinnen will, muss ihn bei diesen Beschäftigungen, für welche er Zeit und Laune einem aufregenden Geschäftsleben abringen musste, aufsuchen.“ Obwohl am Ende auch Bürger seine schlechte Meinung vom Werk als ganzem nicht verhehlen kann und selbst den Kaiser von der persönlichen Verantwortung für das dichterische Fiasko nicht freispricht, steckt in seinem Ansatz doch viel Freundlichkeit gegen Maximilian; immerhin wird diesem der „Teuerdank“ nicht als nachwirkende Rufschädigung angekreidet, was ja bei Vilmar durchaus anklingt.

Wirklich groteske Formen nimmt der Zwiespalt des Urteils über den großen Kaiser und sein kleines Buch erst bei Joseph Strobl an. Dessen Abhandlung über „Kaiser Maximilians I. Anteil am Teurdank“ ist nicht mehr als eine verflachende Reprise der Erkenntnisse Bürgers mit der Zugabe eines sehr eigenartigen Versuchs, Maximilian aus dem von Bürger eng gezogenen Netz der Schuldzuweisung zu befreien. Der Argumentationsweg dieser ,kritischen Untersuchung‘ ist bemerkenswert, weil charakteristisch für eine ganze Epoche der Teuerdank-Literatur, in der man sich entweder mit einem losgelösten Kaiserhymnus begnügte oder aber sich mit dem Klischee von der ,Selbststilisierung des letzten Ritters‘ davonstahl (8). Strobl versucht gleich beides auf einmal. Nachdem er nämlich schon am Anfang seines Traktats mit einer Vollmundigkeit, die Beweiskraft beansprucht, nunmehr herausgefunden zu haben behauptet, daß die Kapitel über Tod und Testament König Romreichs von Maximilians eigener Hand stammen, besitzt er einige Seiten weiter auch bereits einen untrüglichen Blick für die übrigen persönlichen Zutaten des Kaisers:

„Daß er über einen frischen, volkstümlichen Ton verfügt, haben wir schon aus dem Kapitel vom Tode König Romreichs gesehen, seine Kenntnis der mittelhochdeutschen Literatur aus den Schlußkapiteln erkannt. Hier sind Maximilians eigenste Gedanken eingesprengt wie Goldadern in sonst wertloses Erz, es fragt sich nun, ob solches Edelmetall sich auch aus den andern Teilen des Teurdank erschürfen lasse? Gewiß, nachdem wir des Kaisers Art erkannt haben.“ (9)

Solche Zirkelschlüsse sind bezeichnend für die Hilflosigkeit gegenüber der zeitbedingten Aufgabe, sich mit dem „Teuerdank“ zu befassen, weil er eben in enger Verbindung mit dem Nationalhelden Maximilian steht, dabei aber nicht so genau hinzuschauen, als daß man angesichts festzustellender Mängel dem Ansehen des Kaisers zu nahe treten müßte. Sie ist sicher einer der Gründe, warum auch zu Zeiten, als die germanisch-deutsche Nationalliteratur ansonsten zu hohen Ehren gelangte, Ergüsse über den kaiserlichen Schund eher dünn geflossen sind. Allerdings haben offenbar auch später nur wenige Rezipienten mit dem „Teuerdank“ etwas anfangen können.

Ohne daß ich in der Sekundärliteratur eine überzeugende und detaillierte Beweislage gefunden hätte, muß ich an dieser Stelle kurz die Frage nach der Autorenschaft Maximilians am „Teuerdank“ berühren. Es sieht so aus, als sei sie mit Sicherheit gar nicht zu klären, da es außer einigen kleinen Randnotizen und unpräzise formulierten Korrekturwünschen keine eigenhändigen Zeugnisse für die konkrete Beteiligung des Kaisers gibt. Im Gegensatz zu Strobls Behauptung läßt sich auch nicht beweisen, ob und wieweit der anderweitig Vielbeschäftigte klare Anweisungen für die Ausführung seiner Ideen-Diktate gegeben hat (10). Ich gehe aber mit Bürger (11) davon aus, daß Initiative, Aufwand, Material und Aussageabsicht des „Teuerdank“ sehr wohl von Maximilian selbst stammen, es sich also insofern tatsächlich um ,sein Werk‘ handelt, als die Verfasser der Handschriften mehr nur Redakteure als wirkliche Autoren waren (12). Und indem der Kaiser die Druckfassung von 1517 gekannt und gebilligt hat, ist ihm auch die Schwäche der Ausführung anzulasten (13).

Im übrigen halte ich die letztliche Ausformulierung , das heißt den fraglichen unmittelbaren Anteil Maximilians, nicht für so entscheidend, als daß das Werk im ganzen nicht doch eine Reihe von Schlüssen auf die Person und die Geisteswelt des Schöpfers im Hintergrund zuließe: „Die Anziehungskraft der Werke Maximilians liegt weniger in ihrem Stoff als in der reichen Persönlichkeit, die ihnen das Dasein gab, die uns aus ihnen entgegentritt.“ (14)

 

II.  Der „Teuerdank“ – eine Autobiographie Kaiser Maximilians?

Trotz der mystischen Einkleidung handelt es sich bei dem „Ritterroman“ um eine Spielart der Biographie, und zwar um eine neben zwei anderen, die von Kaiser Maximilian handeln. Insofern ist der „Teuerdank“ eigentlich nicht ganz von der lateinischen Autobiographie und vom „Weißkunig“ getrennt zu betrachten, was ich aber dennoch versuchen will. Für alle drei Werke Maximilians, also den „Teuerdank“ eingeschlossen, stellt H.O. Burger fest, daß sie im Keim autobiographisch seien und dies im Kern überall blieben (15). Pfinzings ,Clavis‘ behauptet ohnehin, alles Erzählte sei authentisch, zeigt auch auf, wie die auftretenden Personen und viele Details der Handlung zu deuten seien, ist aber mit einigem Mißtrauen aufzunehmen. Ihre Angaben gehen zwar notgedrungen auf Maximilian zurück, „denn er allein war natürlich imstande sie zu machen“ (16); aber sie gehen gelegentlich anscheinend etwas phantasievoll über des Kaisers Hinweise hinaus, begeben sich in Widerspruch zu der von ihm autorisierten Textfassung. Als Beispiel sei Pfinzings Interpretation der drei Hauptleute unter anderem als die drei Lebensalter Maximilians genannt (17), wobei Fürwittig für die Jugend, Unfalo für die mittleren, die ,reifen Mannesjahre‘ und Neidelhart für das Alter stände. Mindestens beim dritten, dem Neidelhart, trifft diese allegorische Deutung nicht zu, denn ausgerechnet in der Sequenz der Neidelhart-Abenteuer wird Teuerdank mehrfach als „junger Mann“ angesprochen (18). Wegen solcher Abweichungen möchte ich die Clavis bereits ein erstes Stück ,Sekundärliteratur‘ über den „Teuerdank“ nennen.

Über die Zuordnung der Hauptpersonen der Rahmenhandlung zu ihren realen Vorbildern bestehen dagegen keine Zweifel. Die Romanfiguren sind in erster Linie Substitutionen von Maximilians Sicht der gemeinten Persönlichkeiten, so daß sie kaum romanhaftes Eigenleben entwickeln.

König Romreich steht für den Burgunder-Herzog Karl den Kühnen, wobei der Name eher als „ruhmreich“ denn als „König von Rom“ zu verstehen ist, denn das letztere war Karl der Kühne nicht gewesen, dafür aber nach dem Verständnis der Zeit reich an Ruhm (19). Die Ehre dieses Namens wurde dem Herzog durch Maximilians jugendliche Bewunderung für dessen politische und militärische Umtriebigkeit, für ritterliches Gebaren und vor allem wohl dank seines glanzvollen Auftritts bei der ersten Begegnung zwischen dem vierzehnjährigen Kaisersohn und dem reichsten Fürsten Europas zuteil. Mit seiner steilen, von staatsgründerischem Ehrgeiz angetriebenen Karriere hatte Karl es erreicht, daß er beim adeligen Nachwuchs über die Grenzen Burgunds hinaus als der ritterlichste Fürst seiner Zeit galt, beinahe so, als sei in seiner Gestalt ein Teil der Artus-Legende lebendig geworden. Wie der „Teuerdank“ beweist – bzw. Maximilian durch ihn vielleicht gerade beweisen wollte – , hat auch Karls abruptes Ende und mithin der Untergang des selbständigen burgundischen Reiches seinem Ruhm keinen Abbruch getan:

Was ein künig um die refier
Gen dem nidergang der sunnen,
Der het manches lant gewunnen
Mit seiner ritterlichen hand.
Romreich was derselb künig genant,
An landen, leuten und geld reich,
Derselben zeit lebt nit sein gleich. (20)

Allerdings war es immerhin nötig, den jähen Tod Karls und des burgundischen Traums ein wenig zu verklären, indem der Held in die Aura eines erfüllten Lebens und bewußten Sterbens gehüllt wurde:

Einsmals der küng an seim bett lag,
Gedacht: Nun ist komen der tag,
Das ich soll ordenen mein sach,
Dann bin ich worden alt und schwach;
Das empfind ich an mir ganz wol,
Doch hoff, ich nicht ersterben soll
Auf federen in einem bett;
Dann wenig wurd alsdann geredt
Von meinem tot in künftig zeit.
Ich weiß ein schön garten nit weit
Von hinn, der ist lustig umfangen
Mit eim graben, da inn verlangen
Hab ich zu schließen mein letzt teg.
In solchen danken reit er weg. (21)

In der Tat ist Karl der Kühne nicht in seinem Bett gestorben, aber auch nicht in einem schönen Garten; im Alter von 43 Jahren – also keineswegs „alt und schwach“ – ging er mitsamt einem stolzen Ritterheer auf dem Schlachtfeld bei Nancy in einer katastrophalen Niederlage gegen schweizer Bauern unter – ein Schicksal übrigens, das Maximilian im Jahre 1499 beinahe nachzuleben vergönnt gewesen wäre (22).

Obwohl niemand anderer als Karl das Vorbild für Romreich abgegeben hat, finden wir im „Teuerdank“ nicht den realen Herzog wieder, sondern eine mystifizierte und zum König beförderte Heldenfigur. Man könnte meinen, Maximilian habe durch diese Darstellung den Burgunderherzog anstelle des unheldischen Friedrichs III. sozusagen als seinen Vater adoptieren wollen.

Auch Maximilians erste Gattin, Karls des Kühnen Tochter Maria, ist im Roman mit einem ‘sprechenden Namen‘ versehen. Ganz Nachfolgerin ihres Vaters Romreich, ist Erenreich die vielgeliebte, gerechte und tugendhafte Landesfürstin, die ihr Reich und Volk bis zum rettenden Eintreffen des teuerlichen Ritters gegen alle Feinde hält. Indem die Initiative zum Rahmengeschehen nicht von ihr ausgeht, sondern dieses durch die vermeintliche Verfügung ihres Vaters in Gang gesetzt wird, indem sie auch in keiner Verbindung zum abenteuerlichen Mittelteil steht, außer daß dieser für die historische Reise Maximilians von Wien an ihren burgundischen Hof in Flandern steht, ist sie beinahe ein Abbild der Wirklichkeit:

Marias Schönheit und mildes Wesen sind durch Abbildungen und Quellen belegt, und die Passivität ihrer Rolle ist historisch glaubhaft. Ebenso ist wohl die spontane Zuneigung zum angereisten Prinzen, der allerdings schon seit 1473 für Maria kein Unbekannter mehr gewesen war, keine Erfindung – was freilich in einem anderen Zusammenhang eine dramaturgische Freiheit der Dichtung aufzeigt: Marias Tugendhaftigkeit ging angesichts des charmanten Bräutigams nicht so weit, als Vorbedingung für den Vollzug der Ehe von Maximilian einen Kreuzzug zu verlangen. Von der fortgesetzten moralischen Überhöhung und von topischen Übertreibungen abgesehen, scheint mir Maria von den Hauptpersonen die am wenigsten verfremdete zu sein.



Abbildung: Bild­nis der Fa­mi­lie Ma­xi­mi­li­ans I.: links der Kai­ser, hin­ten sein Sohn Phi­lipp der Schö­ne (der Va­ter des spä­te­ren Karl V.), rechts Ma­xi­mi­li­ans Ge­mah­lin Ma­ria von Bur­gund, vorn die En­kel des Kai­sers. – Die von dem Ma­ler Bern­hard Stri­gel dar­ge­stell­te Sze­ne ist wie der Rit­ter­ro­man „Teu­er­dank“ ei­ne Kom­pi­la­tion ver­schie­de­ner Zeit­ebe­nen und als sol­che ein Phan­ta­sie­bild: Ma­ria und Ma­xi­mi­li­an hat­ten 1477 ge­hei­ra­tet, da war die Prin­zes­sin 20, der Prinz 18 Jah­re alt. Die Ehe dau­er­te nur fünf Jah­re, dann stürz­te Ma­ria töd­lich von ei­nem Pferd. Ob­wohl hi­sto­risch über­lie­fert ist, daß die jun­gen Ehe­leu­te ein­an­der sehr zu­ge­tan wa­ren, was in die­ser Zeit der po­li­ti­schen Zweck­ehen durch­aus sel­ten vor­kam, und sie sich mög­li­cher­wei­se be­reits vor der Ehe­schlie­ßung ge­liebt hat­ten, kann Ma­ria al­so nie­mals ih­rem er­wach­se­nen Sohn, ge­schwei­ge denn ih­ren En­keln leib­haf­tig be­geg­net sein.

Schließlich haben wir als Hauptakteur den Helden Teuerdank, dessen hervorstechendste Eigenschaft, neben seiner Ritterlichkeit natürlich, naive Arglosigkeit ist, welche ihn seine Abenteuer wie ein Traumtänzer bestehen läßt. Eine verwandte Seite hat bereits Machiavelli am leibhaftigen Kaiser Maximilian ausgemacht: „Er berät sich mit niemand und glaubt jedem.“ (23)

Unklar bleibt, welche historischen Personen den drei Hauptleuten und Teuerdanks Begleiter Ernhold Pate gestanden haben, falls überhaupt (24). Ihre biographische Authentizität in Bezug auf das Leben des Kaisers scheint mehr im Allegorischen als in der Verkörperung wirklicher Feinde bzw. eines Weggefährten zu liegen. Ernhold ist eine Art ,guter Geist‘, der treu und umsichtig über das Schicksal seines Herrn wacht, also das ‘gute’ Prinzip im Gegensatz zum Übelwollen der Hauptleute. In ihren Namen stecken die drei grundsätzlichen Gefahren, denen der Held ausgesetzt ist: Fürwittig repräsentiert den Übermut, der zu Unbedachtsamkeit führt, Unfalo die Willkür des Geschicke und Neidelhart die Anfeindungen durch Neider - alles drei veritable Bedrohungen, von denen sich Maximilian besonders in seinen jungen Jahren verfolgt gesehen haben mag. Gleichzeitig könnten sie, durch Dreizahl und Lautung, auf die Länder Deutschland, Italien und die Niederlande als die Hauptschauplätze seiner Tätigkeit in drei unterschiedlichen Lebensphasen hinweisen (25). Problematisch wird die rein allegorische, d.h. von realen Vorbildern freie Zuordnung dadurch, daß sich Neidelhart in Kap. 91 mit „Bürgern“ gegen Teuerdank verbündet, und zwar im Lande der Königin Erenreich, weshalb er auch mehrfach „Verräter“ gescholten wird.

Während solche Ausdeutungen der Hauptleute, besonders die zweifelhafte von den drei Lebensaltern des Kaisers, sowie die ungeheure Vielzahl der „Gefährlichkeiten“ auf die Einarbeitung von Erlebnissen aus der ganzen Lebensspanne Maximilians schließen lassen, beschränkt sich die Rahmenhandlung auf Heiratsanbahnung, Brautfahrt und (Quasi-)Eheschließung mit Maria von Burgund. Die Umrisse dieses historisch überschaubaren Ereigniszeitraumes sind als Eckpfeiler in die Geschichte übernommen worden, bilden aber keine „Reproduktion des faktischen Lebenszusammenhangs“ (26) und liefern demnach weder „die Basis für ein episches Kontinuum“ (27) noch eine Wiedergabe der tatsächlichen Reise nach Burgund samt ihrem Vor- und Nachspiel. In Wirklichkeit war zwischen Maximilians Vater, dem Habsburger-Kaiser Friedrich III., und Karl dem Kühnen seit Jahren um beiderseitiger politischer Vorteile willen über die Verheiratung Marias mit Maximilian verhandelt worden; als Karl überraschend starb, griffen sowohl die Großen Burgunds als auch Kaiser Friedrich auf diesen alten Plan zurück, um Burgund in die Hand des Reiches zu bringen, ehe der französische König wirksam zufassen konnte; insofern ist immerhin das von den ,Räten‘ geforderte Hilfs- und Heirats-Ersuchen Marias historisch. Die Fahrt nach Gent sollte tatsächlich beschwerlich werden: Friedrich mußte bei seinem Adel betteln gehen und Besitz verpfänden, um seinen Sohn überhaupt für die Reise ausstatten zu können; trotz der unwürdigen Anstrengungen kam Max nur bis Köln, wohin Maria ihm Geld entgegenschicken mußte, damit er die Reise mit Eskorte fortsetzen konnte. Die glückliche Heirat fand sofort statt, aber die Abrechnung mit der niederländischen Opposition (dargestellt durch den Prozeß gegen die drei Hauptleute in Kapitel 108 bis 112) konnte Maximilian erst im Jahre 1492 so recht vollziehen, zehn Jahre nach Marias Tod.

Der Aufbruch zur Brautfahrt gibt den Startschuß zur Aufzählung sämtlicher Jagd- und Kriegserlebnisse sowie sonstiger jemals bestandener Gefahren aus Maximilians Leben. Bürger bemerkt dazu:

„Es ist auffallend, dass alle Chroniken nur sehr wenig oder nichts über persönliche Grossthaten Maxens zu berichten wissen. ... Das mag zum Teil darin seinen Grund haben, dass es sich in vielen Fällen um unbedeutende Scharmützel handeln mag, zum Teil darin, dass wir über den wichtigsten jener Kriege, die vlämischen Unruhen, nur wenige zeitgenössische Berichte besitzen.“ (28)

Zu der Schwierigkeit eines Urteils über Taten, die andernorts nicht überliefert sind, kommt hinzu, daß Zeit- und Ortsangaben im Text selber oftmals unstimmig sind. Bürgers Feststellungen zufolge nehmen allein die Neidelhart-Abenteuer ein Jahr Handlungszeit in Anspruch; der Unfalo-Teil mindestens dasselbe (29), ohne daß die zeitliche Abfolge, wie sie das Buch durch seine Anordnung nahelegt, zwingend zu sein scheint. Entsprechend wird der Schauplatz des Geschehens mitunter von einer Episode zur nächsten etwa von den Tiroler Alpen unvermittelt an eine Meeresküste verlegt. Sogar innerhalb einzelner Abenteuer ist auf räumliche Plausibilität keinen Wert gelegt worden:

„Unter den Abenteuern sind sechzehn, die Teurdank auf Gemsjagden zu bestehen hatte. Auffällig ist, daß die größere Anzahl bei Unfalo begegnet, dessen Land doch ans Meer grenzt und bei dem Seeabenteuer erzählt werden, die nach dem Schlüssel in Holland, Westfriesland und Geldern dem Kaiser zustießen.“ (30)

Chronologie und Wahrscheinlichkeit des Erzählten sind dermaßen durchbrochen, daß der biographische Gehalt der Abenteuer im ganzen kaum einzuschätzen ist, wiewohl man wiederum annehmen muß, es steckten hinter manchen im einzelnen tatsächliche Begebenheiten (31).

Indem aber das Schwergewicht des Romans auf den „Gefährlichkeiten“ ruht und der Rahmenhandlung nur wenig Raum gelassen ist, bleibt dem Werk insgesamt wenig mehr, als was H.O. Burger einen „biographischen Keim“ genannt hat. Es handelt sich beim „Teuerdank“ nicht um eine Lebensbeschreibung Maximilians, sondern um eine idealisierende Vorstellung seines Daseins als Held im Fürstenkleid. Doch die guten Worte zum Abschluß sollen für beide gleichermaßen gelten, den phantasierten Ritter und den echten Kaiser:

Ich glaub, gott hab im anfang gwißt,
Das er durch diesen künen held
Well wirken noch in dieser welt
Vil sach der kristenheit zu gut,
Darum er bisher hat behut
Den held vor aller dieser not
Sonst wär er längst gelegen tot

Gott bhüt hinfür den herren mein,
Wie er bis hieher hat getan,
Damit wir in noch mögen han
Ein lange zeit hie auf der erd!
Wir bedürfen des helden wert,
Als wol ietzund die sachen stan
Und in der welt durchnander gan. (32)

 

III.  Maximilian und die Tradition der deutschen „Heldendichtung“: „Teuerdank“ ein Spätwerk höfischer Versepik?

Was dem ,ersten Kaiser‘ Julius Cäsar, den Maximilian sich von kaiserlichen Genealogen in seine ohnehin gutsortierte Ahnenreihe einarbeiten ließ, gelungen war, das sollte nach dem Bekunden schmeichlerischer Humanisten diesem ersten Kaiser der ,neuen Zeit‘ ebenfalls beschieden sein: „Scribenda gerere et gesta scribere“ (33). Dabei ist schwer nachvollziehbar – da der zitierte Ausspruch bereits für das Jahr 1492 bezeugt ist – , ob ihm die Anlehnung an das antike Vorbild von klassisch gebildeten Höflingen gewissermaßen erst als Floh ins Ohr gesetzt wurde, oder ob sie seinem eigenen Selbstbewußtsein und Verlangen nach einem „Gedechtnus“ entsprach. Jedenfalls stand die erste Idee für eine literarische Ausführung des Ruhmeswerks in der direktesten Verbindung zum berühmten Ahnen, sie sah einen Tatenbericht in lateinischer Sprache vor. Möglicherweise scheiterte die Niederlegung am „rechten Soldatenlatein“, über das Maximilian zugegebenermaßen nur verfügte (34). Der Plan wurde aber nicht verworfen; statt in lateinischer Sprache sollte des Kaisers Lebenswerk nunmehr einfach auf deutsch berichtet werden. Um dem Prosaischen der Volkssprache zu entgehen, war zunächst an eine Einkleidung in die erzählerische Form der Parabel gedacht. Dahinter steht meines Erachtens, passend zu Maximilians Selbsteinschätzung als überlegener Theologe (35), zusätzlich zur cäsarischen Grundidee nun auch eine Anspielung auf die Bibel und deren schützende Autorität. Teilweise zeitgleich mit der Arbeit am „Weißkunig“, der wie die lateinische Biographie nie fertig werden sollte, wurde eine andere Ausdrucksform ausgearbeitet: eine exemplarische Überhöhung der Lebenswirklichkeit Kaiser Maximilians im Stil und in der Form höfischer Romane. Eine derartige Darstellung seiner Taten würde ihn als Protagonisten nicht nur den älteren ritterlichen Helden näherrücken, sondern ihn auch noch unter die Dichter solcher Meisterwerke wie „Parzival“, „Iwein“ und „Erec“ einreihen.

Mit einigem Ernst und erheblichem Willen zur Nachsicht geht allein Joseph Strobl auf die versuchte Anknüpfung an die Tradition mittelhochdeutscher Dichtung ein. Ihm genügt offenbar die erkennbare gute Absicht Maximilians, die ritterlichen Ideale von ,weltlicher Ehre und Gottes Huld‘ noch einmal „in einem Schrein zusammenzubringen“, um das Werk von Wolframs und Hartmanns Geist beseelt zu sehen (36). Die klassischen Bestandteile der Roman-Vorbilder, die dem kaiserlichen Sammler dichterischer Großtaten beim Entwurf des „Teuerdank“ in der Tat vorgeschwebt haben dürften, fehlen hier aber, sind in ihrer konstitutiven Bedeutung ausgehöhlt oder sind, was übliche Motivationszusammenhänge angeht, verkehrt.

Es findet zum Beispiel kaum eine Entwicklung des Helden statt, denn der Ritter Teuerdank ist anscheinend vollkommen lernunfähig, tappt mit ermüdender Einfalt in immer gleiche Fallen und handelt von Anfang bis Ende nach demselben autonomen Ehrbegriff, der nicht an Erfahrungen gewachsen, sondern Auswuchs purer Dummheit ist. Sein gar nicht erst erworbenes, stattdessen einfach vorausgesetztes Heldentum bleibt selbstzweckhaft, es führt ihn ja nicht dazu, daß er seine ,frouwe‘ gewinnt; wie zum Hohn und gerechten Lohn seiner Dummheit, schickt sie ihn nur neuen Beschwerlichkeiten entgegen, die er nach „englischer“ Beratung mit heroischer Genügsamkeit auf sich nehmen wird. In Bezug auf das Frauenerwerb-Motiv ist der Schluß doppelt unbefriedigend: Einerseits haben Teuerdanks annähernd neunzig bestandene Abenteuerchen, von denen der Roman ganz überwiegend handelt, die angebetete Königin nicht ausreichend überzeugt; andererseits ist die Ehe schon fest ausgemacht, bevor die Bewährung des Ritters überhaupt begonnen hat, wird aber dann vertagt, bis der Held als Zusatzleistung noch einen Kreuzzug vollbracht haben wird.

Strobl aber wischt all das oberflächliche Zitieren von Versatzstücken anstelle echter Beherzigung der höfischen Romanliteratur als bloße Kompositionsfehler und die Schwierigkeit, daß Teuerdank sich Gottes Huld eigentlich gar nicht erwirbt, mit den Worten beiseite, „das kann aus irgend einem Grunde unterblieben sein und das Buch ist eben unvollständig“ (37). Es handelt sich demnach lediglich um inhaltliche ,Fehler‘ der Konstruktion im einzelnen, nicht um eine definitive Schwäche der Anlage. Es wäre auch noch größere Verwandtschaft zwischen Teuerdank und Iwein zu erkennen, wenn die ganze Ausführung allein bei Maximilian gelegen hätte. Abgesehen von ihrer grundsätzlichen Haltlosigkeit (siehe Vorwort!), halte ich diese Annahme gerade eben wegen der Anlage des Werkes für abwegig.

Zwar ist mit Bürger anzunehmen, daß Maximilian ein Verehrer der überlieferten mittelhochdeutschen Literatur war und aus persönlicher Vorliebe das Amraser Heldenbuch sowie die Bearbeitung der älteren Tristan-Fresken auf Burg Runckelstein in Tirol in Auftrag gab (38). Dieselbe Vorliebe mag ihn auch bewogen haben, der literarischen Selbststilisierung gerade das Gewand eines Ritterromans überzuwerfen, welches sicherlich nicht absichtslos in Äußerlichkeiten an Hartmanns „Iwein“ erinnert. Eine weitergehende Anlehnung oder gar eine Fortsetzung des hochmittelalterlichen Genres schloß sich aber beim „Teuerdank“ wegen der Vielfältigkeit maximilianischer Selbstdarstellungsbemühungen, die sich im Werk gegenseitig überlagern und behindern, aus. Besonders der Wille des Kaisers, sich selbst mit biographischen Anspielungen so augenfällig als Helden in Szene zu setzen, bringt diesen renaissancehaften Fürstenhymnus in unüberwindlichen Gegensatz zu den Erzählungen aus dem Reich der Artuslegende. Denn um der Glaubwürdigkeit ernstgemeinter Verherrlichung willen ist ja die Geschichte in vielen Elementen an das Leben des Kaisers gebunden. Ironischerweise ist es gerade das Streben nach Wahrscheinlichkeit, welches übrigens durch Pfinzings Beteuerungen bestärkt wird, was den inneren Zusammenhalt zerstört und das Heldentum des Ritters, verglichen mit den literarischen ,Vorgängern‘, so lächerlich erscheinen läßt: Teuerdank erlebt keine Aventiuren mit Drachen, Riesen und unheimlichen schwarzen Reitern, sondern ganz alltägliche „Gefährlichkeiten“ mit Schweinen, Gemsen und der ,Tücke des Objekts‘ in vielerlei Gestalt (39). Solche Beliebigkeiten sind nicht geeignet, seine Ritterlichkeit zu rechtfertigen, die ihm nichtsdestotrotz beigelegt wird:

Dann ein ritterlicher held
Darum wär komen in die welt,
Das er seinen leib nit solt sparn
Sonder in dem land umfarn
Und treiben ritterliche tat. (40)

Die mangelnde Motivierung der Abenteuer und das Problem, den fürstlichen Protagonisten auch als Ritter glaubhaft zu machen, sind von Strohschneider so klar erkannt worden, daß seinen Worten eigentlich nichts hinzuzufügen ist:

„Teuerdanks Fürstentum qualifiziert und legitimiert zur dynastischen Heirat mit Ehrnreich. Der Held sucht Abenteuer, um sich als Ritter zu bewähren und so den Gewinn der Dame zu sichern. Insofern aber ist dieser Bewährungsversuch sinnlos, denn Teuerdanks Rittertum ist nicht in Frage gestellt, und die Dame Ehrnreich ist ihm ohnehin sicher. ... Ein Handeln, das als ritterlich gelten kann, bedarf offenbar gar nicht mehr weiterer Begründung, formelhaft und leer geworden zitiert es nur noch die Muster. Die Verknüpfung der Abenteuerfahrt mit dem zentralen Handlungsstrang der Rahmenpartien des ‘Teuerdank’, der Heirat eben, wird zwar behauptet, aber nicht im epischen Prozeß entwickelt.“ (41)

Was also vom „Teuerdank“ als Vertreter einer ,späthöfischen Versepik‘ nach einem Vergleich mit „Iwein“ und „Parzival“ übrigbliebe, wäre allenfalls eine bewußte Reminiszenz, die sich auf thematische Anklänge und Imitation der äußeren Formen (42) stützt, aber keine Fortsetzung der von ihnen begründeten literarischen Tradition. Auch wenn die holperigen Zwangsreime nicht vom Kaiser selbst stammen mögen – dichterischen Ruhm im Sinne der ,alten Meister‘ des Ritterromans hat ihm schon die Konzeption des „Teuerdank“ verbaut.

 

IV.  Mittelalter und Neuzeit im „Teuerdank“ – der Kaiser als Kreuzfahrer?

Die Holzschnitt—Abbildung Teuerdanks an der Spitze eines Kreuzfahrer-Heeres (43) demonstriert vielleicht am besten den Zwiespalt des Kaisers, dem „noch unklar war, daß mit dem Auftreten und Erstarken des Humanismus eine alte Zeit zu Rüste ging, und der an dieser noch mit der ganzen Liebe und Kraft seines jugendlich kühnen Herzens hing“ (44). Die Fahne steht für den lebenslang geplanten, jedoch nie verwirklichten Kreuzzug Maximilians ins ,Heilige Land‘, der sich auch im „Teuerdank“ als größte zu bestehende Bewährungsprobe vor Gott und der Dame des Herzens niederschlägt. Wie im Leben, so bleibt er auch im Roman unausgeführt und wird durch den Holzschnitt nur symbolisch vertreten. Man kann seinen Eingang in die literarische Selbstbespiegelung als „Wechsel auf die Zukunft“ betrachten (45); da die Entstehung des Romans aber den Altersjahren Maximilians angehört, möchte ich eher die These vertreten, daß das Lebensideal anstelle einer Realisierung wenigstens als Anspruch in das schriftliche Ruhmeswerk eingebracht werden sollte.

Ich meine, einem in weltlichen Angelegenheiten so pragmatischen, machtpolitisch berechnenden Kriegsherrn, der die mittelalterlichen Kriegstechniken der Ritter durch Feuerwaffen und Fußsoldaten bereichern, teilweise sogar ablösen ließ (46), der sich zudem in Permanenz mit einengenden Liquiditätsproblemen herumzuschlagen hatte, da Kriege nun einmal mehr den Einsatz von Geldmitteln als von idealistischem Heldentum erforderten, einem solchen ,Realpolitiker‘ mußte klar sein, daß die Zeit für Kreuzzüge im Stil Kaiser Friedrich Barbarossas längst vorüber war. Tatsächlich nahm er ja auch die Gelegenheit dazu nicht wahr, wenn – wie im Jahre 1502 – die Opferstöcke schon mal mit Kruziatsgeldern gefüllt waren, sondern kassierte nur, um dann das Geld in aufwendigen Italien-Feldzügen durchzubringen (47).

Dennoch sind es eben der fortgesetzte Gedanke an den Kreuzzug, die Freude an der Nachahmung vermeintlich alter Bräuche aus dem Artuskreis (48), Vorliebe für die burgundischen Reiterspiele wie das Jagen und der irrationale Hang zu den überlebten Idealen höfischen Rittertums, was sich im „Teuerdank“ manifestiert. Und es ist diese Seite, die Kaiser Maximilian in unserem Bewußtsein zum mittelalterlichen Menschen macht. Obwohl er sich noch nahe genug am Mittelalter befand, um dessen Werte für seine Weltanschauung zu reklamieren, entwirft sein Ritterroman doch bereits ein bewußtes Schaufenster seiner Rückwärtsgewandtheit. „Er wollte selbst das Bild festlegen, das die Nachwelt von ihm erhielt.“ Indem sein Werk nämlich autobiographische Züge enthält und der Kaiser sich mit ihm also stilisiert, „gehört es seinem Wesen nach zum humanistischen Schrifttum“ (49).

Abgesehen von der Erscheinung des neuzeitlichen Fürsten im Tand eines mittelalterlichen Ritters, zeigt sich Maximilian durchaus auch als künstlerisch und geistig interessierter Mensch seiner Zeit. Die Tatsache, daß er neben Staatsgeschäften und Kriegsführung genügend Muße fand, sich den zeitgenössischen Wissenschaften und eben auch schriftstellerischen Projekten zuzuwenden, läßt ihn ganz als einen ,uomo universale‘ der Renaissance erscheinen – obwohl ihm ein solcher Typus als Ideal schwerlich bewußt war (50).

 

V.  Zweck und Aussage des „Teuerdank“

Einen wichtigen Grund für die aufwendige Entstehung des „Teuerdank“ hat Maximilian selbst angegeben:

„Wer in seinem Leben kam Gedähtnus macht, der hat nach seinem Tod kam Gedähtnus, und desselben Menschen wird mit dem Glockendon vergessen, und darumb so wird das Gelt, so ich auf die Gedechtnus ausgib, nit verloren.“ (51)

Mußte er denn befürchten, von der Nachwelt vergessen zu werden, wenn er nicht selber für die Aufzeichnung seiner Taten sorgte? Wenn man an unser geschichtliches Bild von diesem wichtigen „Kaiser an der Zeitenwende“ (52) denkt, welches sich auf wahrhaftigeres Material als romantisierende Anekdoten stützen kann, sicher nicht. Er wollte aber offensichtlich mehr erreichen als nur einen Platz in der Geschichtsschreibung, und es ist ihm gelungen: „Gedechtnus“ bedeutet in seinem Fall auch, daß er sich seinen Platz im Reich der Legende erobert hat. Ausgesprochene Volkstümlichkeit hat die Mär vom ,Kaiser Max‘ vielleicht nur in Tirol bewahrt, aber auch andernorts verbindet sich mit seinem Namen noch heute die Vorstellung vom romantischen Helden auf dem Kaiserthron (53). So war sicher die erste Absicht, die Maximilian mit seiner literarischen Schöpfung verfolgte, die zwar bis zum Überdruß zitierte, aber darum nicht weniger zutreffende „Selbststilisierung des letzten Ritters.

Daneben enthält der „Teuerdank“ aber auch konkretere, auf die Zeitgenossen gerichtete Botschaften. Dabei ist als Adressat hauptsächlich an die politisch relevanten Gruppen des Adels und des Bürgertums zu denken, weniger an das Volk, obwohl H.O. Burger konstatiert, der letzte Sinn des „Teuerdank“ sei, daß dem Volk die Existenz des Kaisers vor Augen geführt werde (54). Das ergibt sich meiner Ansicht nach aus den drei Hauptsträngen der ,politischen Einlage‘: Preisung der eigenen Herrschaft, Warnung an bürgerliche Opposition und äußere Feinde und schließlich Rechtfertigung vor den anderen Großen des Reiches sind unter der literarischen Oberfläche wohl die wichtigsten Aussagen, wenn auch voneinander nicht sauber zu trennen.

Es liegt unmittelbar auf der Hand, daß sich Maximilian als den denkbar besten, wenn nicht sogar einzig in Frage kommenden Inhaber des christlichen Kaisertums herausstellen will. Immerhin ist er „kühn, stark, edel, berühmt, loblich, wunderlich dazu lieblich und zart, adenlich, unerschrockhenlich, freydig, besonnen, milt, sighafft, trutzlich, mandlich, tewr und darzuo seer frumb, tugentsam, unverzagt, wolkhünnendt“ usw. (55), alles in einer Person – eine solche Häufung von guten Eigenschaften könnte sonst wirklich niemand beanspruchen, zumal Pfinzing sogar noch betont, der Kaiser habe bei seiner Selbstdarstellung Bescheidenheit walten lassen (56). Darüberhinaus bezeugen die an sich unzeitgemäßen Kreuzzug-Ambitionen ein Bewußtsein von göttlichem Auftrag, welchen Bürger folgendermaßen zuspitzt:

„Max ist der Messias, den Gott seiner Zeit gab der Christenheit zum Troste. Diese Auffassung seiner Sendung sollte der Teuerdank der Nachwelt übermitteln.“ (57)

Was der Kreuzzugsgedanke nur ahnen läßt, bestätigt sich in der Allegorie von den drei Hauptleuten als den Gestirnen, die für den Helden fortwährend Ungunst und Gefahr bedeuten, woraus ihn aber stets die „fortuna“ errettet, welche auf den realen Kaiser übertragen „felicitas imperatoria“ heißt; diese ist natürlich von Gott gegeben (58).

Für die demonstrative Behauptung seiner Sendung, wiewohl Maximilian von ihr überzeugt gewesen sein mag, ist allerdings ein guter Grund als Anlaß vorauszusetzen: Sie wurde ihm bisweilen bestritten. Insofern hat die Selbst-Überhöhung gewissermaßen eine Kehrseite, nämlich das mitschwingende Moment der Rechtfertigung. Es zeigt sich besonders in der Erfindung eines Testaments, das König Romreich / Karl der Kühne hinterlassen haben soll:

Und hab im gebn sein testament
Bei guter vernunft vor seim end,
Darbei im bevolen bei mund,
Euch zu sagen, was ir solt thund
Und er von im in bevelh hat;
Darum er eur gnad bitten lat,
Ir wölt in hören mit genaden.
...
Meines vaters letzt testament;
Auch wen er hab darinn genent
Welches gemahel ich soll sein.
...
Das ist, das eur gnaden soll han
Teurdank, den Fürsten, zu eim man;
Dann der sei euch genoß am adel,
Mechtig,frei vor allem tadel,
Der mag euch und eur leut und lant
Beschützen mit seinr streitbarn hant. (59)

Demnach war Karl bei klarem und besonnenem Verstand, als er kurz vor seinem Tod scharfsinnigerweise den Teuerdank als den würdigsten Gatten seiner Tochter und als seinen Nachfolger erkannte. Ein schriftliches Testament des Burgunderherzogs ist aber nicht überliefert, mithin auch nicht der beweisbare Wunsch, daß Maria gerade den österreichischen Prinzen Maximilian heiraten sollte; ein ‘Beweis’ dafür mußte also nachträglich herbei. Bereits vor dem Tod Karls hatte es eine Liste von zehn Bewerbern gegeben, die um die Gunst der reichen Prinzessin bzw. deren Vaters bemüht waren. Darunter befand sich der König von Frankreich – für seinen Sohn, den späteren Karl VIII. – , dessen Reichtum und Macht mit dem Kaisertitel kaum aufzuwiegen waren. Und selbst das Kaisertum der Habsburger war noch nicht so altehrwürdig, als daß es nicht von rivalisierenden Häusern in Frage gestellt worden wäre (60). Der „Teuerdank“ tritt möglichen Usurpatoren im Ansatz entgegen, indem er sie zu entmutigen sucht:

Keiner well sichs mer understan
Solch sach dem helden nach zu tan;
Dann solt eim zustehn so vil unfall
Als im, er wär zu tausendmal
Beschädiget oder gar tot.
Welcher nun nit folgt meinem rat,
Gen dem will ich embrochen sein. (61)

Während sich diese Warnung wohl an eifersüchtige Standesgenossen richtet, ist mit der Hinrichtung der drei Hauptleute eher die bürgerliche Opposition in den Niederlanden drohend angesprochen. Die Bösewichter, hier vielleicht die rebellischen flämischen Städte Gent, Brügge und Antwerpen repräsentierend, erhalten Gelegenheit, ihre Taten vor Gericht zu verteidigen; aber, bei aller Milde und trotz intelligenter Ausreden, sie haben es zu weit getrieben: Sie müssen sterben, denn sie haben sich nicht nur gegen den Helden, sondern in seiner Person auch gegen die Königin, den Staat, gegen das Fürstentum überhaupt vergangen. Am besten, wie ich finde, hat Heinrich Fichtenau die Absicht, welche Kaiser Maximilian mit seinem „Teuerdank“ hatte, in einem Satz zusammengefaßt:

„Im reiferen Alter hat er die Jugendjahre noch einmal vor sich erstehen lassen und der Nachwelt geschildert, als Apologie seiner Leistungen inmitten all der Gefahren und einer fortwährenden Bewährungsprobe des guten, ritterlichen Herrschers gegen die bösen Mächte dieser Welt.“ (62)

B.G. Niebuhr
 

Anmerkungen

Die Autorennamen und Seitenzahlen beziehen sich ausschließlich auf die angeführten Werke im nachfolgenden Literaturverzeichnis.

(1) siehe Ziegeler S. 69, dort Zitat August Vilmar, Vorlesungen über die Geschichte der National—Literatur, Marburg / Leipzig 1845, S. 297/95

(2) Strohschneider S. 369, dort Zitat Gottsched

(3) vgl. Unger S. 342

(4) vgl. Ziegeler S. 91

(5) siehe Bürger S. 66, dort Zitat Creizenach, Geschichte des neueren Dramas 1, Halle a.d.S. 1893

(6) Entstehungsjahr ist 1902.

(7) siehe Bürger, inneres Titelblatt, dort Zitat Ulmann, Kaiser Maximilian 1. Bd. 2, Stuttgart 1884

(8) vgl. Strohschneider S. 369

(9) Strobl S. 49

(10) dazu Bürger S. 164/65:
„Dass der Kaiser selbst aber auch an der textlichen Ausführung durch Versificirung des einen oder anderen Capitels einen persönlichen Antheil hätte, ist durch nichts zu erweisen. Dafür liegt nicht der geringste Anhaltspunkt vor. Die textliche Ausarbeitung, die Versificirung des Gedichtes, war vielmehr Sache der Mitarbeiter an den verschiedenen Werken des Kaisers, deren Anzahl keine geringe gewesen zu sein scheint.“

(11) vgl. Bürger S. 171 – 74

(12) Allerdings schreibt sich Pfinzing in der kurzen Vorrede zum eigentlichen Text recht selbstbewußt die Autorenschaft zu! – vgl. Unger, „Teuerdank“–Ausgabe, S. 5/6

(13) Entsprechend betont Laschitzer S. 68:
„Der Kaiser Maximilian I. selbst war der Hauptredacteur des Gedichtes. ... Ohne seine Zustimmung ist gewiss kein Vers des Gedichtes und keine Illustration zum Drucke befördert worden. ... Kurz, auf Kaiser Maximilian I. geht sowohl die Idee als auch der ganze Plan und die Anordnung des Gedichtes nicht bloß im Grossen und Ganzen, sondern auch in allen Details zurück.“

(14) Bürger S. 1 des Vorworts

(15) vgl. H.0. Burger S. 15

(16) Bürger S. 1

(17) vgl. Clavis, Unger-Ausgabe S. 304

(18) etwa Kap. 75, Zeile 41, ferner 76,23 und 81,78

(19) Strobl plädiert S. 22 für die Bedeutung „König von Rom“.

(20) „Teuerdank“, Kap. 1, Z. 4 – 10, zitiert nach der Ausgabe von Goedeke

(21) „Teuerdank“, Kap. 3, Z. 1 – 14, zitiert nach der Ausgabe von Goedeke

(22) 1499 nahm Maximilian, ebenfalls als Anführer hoch zu Roß, an einem ähnlichen Debakel gegen die Schweizer teil, durch welches dem Reich die Schweiz und den Habsburgern die Erblande verloren gingen.

(23) siehe Buchner S. 49, dort Zitat Machiavelli

(24) Strobl deutet S. 29, zugegeben unsicher, einen gewissen Hauptmann Galleot als reales Vorbild für den Neidelhart an; Bürger vermutet S. 59/60 einen Grafen von Romont hinter dem Unfalo.

(25) Strobl ordnet S. 29/30 folgendermaßen zu:
Fürwittig — Niederlande (wegen des unverschobenen „tt“)
Unfalo — Italien (wegen des auslautenden „o“)
Neidelhart — Deutschland (Abwandlung des deutschen Namens „Neidhart“)

(26) Unger S. 334

(27) Ziegeler S. 77

(28) Bürger S. 4/5

(29) vgl. Bürger S. 161

(30) Strobl S. 79/80

(31) vgl. Unger S. 332 und 335/36

(32) „Teuerdank“, Kap. 118, Z. 54 – 60 und Z. 64 – 70, zitiert nach der Ausgabe von Goedeke

(33) siehe H.O. Burger S. 17, dort Zitat Bebel

(34) vgl. H.O. Burger S. 18

(35) vgl. Bürger S. 43

(36) siehe Strobl S. 11 – 16

(37) Strobl S. 15

(38) vgl. Bürger S. 71

(39) zur „Alltäglichkeit“ des ‘Teuerdank’“ siehe ausführlich Strohschneider S. 394 – 96

(40) „Teuerdank“, Kap. 9, Z. 27 – 31, zitiert nach der Ausgabe von Goedeke

(41) Strohschneider S. 383

(42) über „form, maß und weis“ des „Teuerdank“ siehe Strobl S. 55 ff.

(43) Die Erstausgabe von Maximilians „Teuerdank“ enthält zu den meisten Abenteuern thematisch passende Holzschnitt-Abbildungen, so auch die hier angesprochene verunglückte 117. ‘aventiure’.

(44) Strobl S. 11

(45) vgl. Strohschneider S. 380

(46) Fichtenau beschreibt S. 38 Maximilians Sieg bei Guinegate:
„Jetzt sprang er vom Pferd, und auch die ersten des burgundischen Adels mußten absitzen, um sich mit dem Herzog zusammen in das Getümmel der Fußknechte zu mischen. Das gab den Ausschlag, und mit größten Verlusten mußten die Franzosen weichen; ... Es war ein vollständiger Sieg, erkauft durch den Verzicht auf jene ritterliche Kampfesweise, die man an den Höfen zu üben pflegte.“

(47) vgl. Wiesflecker, Kurfürstentum Tirol, S. 217/18

(48) Eine solche ,Artus–Veranstaltung‘ auf Betreiben Maximilians ist vom Wormser Reichstag im Jahre 1495 bezeugt.

(49) H.O. Burger S. 15

(50) vgl. Buchner S. 51

(51) siehe H.O. Burger, dort das gebrachte Zitat aus dem „Weißkunig“ Maximilians (S. 21)

(52) Untertitel der Biographie von Buchner

(53) vgl. H.O. Burger S. 15

(54) vgl. H.O. Burger S. 22; dem ist die Erklärung Pfinzings in der Clavis entgegenzuhalten (Unger-Ausgabe S. 303):
„Dann mich bedunkt, daß dem gemein Mann nit not sei, den Grund zuo versteen.“

(55) Die Zusammenstellung nach dem verstreuten Wortlaut des „Teuerdank“ hat Bürger S. 80 besorgt.

(56) vgl. Unger S. 333

(57) Bürger S. 2 des Vorworts

(58) über „ das untrennbare Durcheinander von Astrologie und christlicher Mystik in Maxens Seele“ siehe Bürger S. 36 ff.

(59) „Teuerdank“, Kap. 4, Z. 37 – 43, und Kap. 5, Z. 15 – 17 sowie Z. 59 – 64, zitiert nach der Ausgabe von Goedeke

(60) Ich denke etwa an den Bayerischen Erbfolgekrieg von 1504 und an die Umstände der Königswahl Karls V.

(61) „Teuerdank“, Kap. 111, Z. 32 – 38 (zit. nach Goedeke)

(62) Fichtenau S. 45

 

Literaturverzeichnis

Rudolf Buchner, Maximilian I. – Kaiser an der Zeitenwende, 2. Aufl., Göttingen 1970

Otto Bürger, Beiträge zur Kenntnis des Teuerdank, Straßburg 1902

Heinz Otto Burger, ‘Dasein heißt eine Rolle spielen’ – Studien zur deutschen Literaturgeschichte, München 1963

Peter Diederichs, Kaiser Maximilian als politischer Publizist, Diss. Heidelberg 1933

Heinrich Fichtenau, Der junge Maximilian (1459 – 1482), Wien 1959

Simon Laschitzer, Einleitung zur Faksimileausgabe des „Teuerdank“; in: Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (8), Wien 1888

Maximilian I., Die Geverlicheiten und eins Teils der Geschichten des loblichen streitbaren und hochberümbten Helds und Ritters Herr Teurdanks, 1517 (Ausgabe von Karl Goedeke, Leipzig 1878)

Joseph Strobl, Kaiser Maximilians I. Anteil am Teurdank, Innsbruck 1907

Peter Strohschneider, Ritterromantische Versepik im ausgehenden Mittelalter; darin: Studien zu Maximilians 1. „Teuerdank“; Frankfurt / Bern 1983 (?)

Helga Unger, Nachwort zur „Teuerdank“-Ausgabe, München 1968

Martin Wackernagel, Darstellung und Idealisierung höfischen Lebens in den Holzschnittwerken Kaiser Maximilians I., Diss. Berlin 1907

Herm. Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. – Das Reich, Österreich und Europa an der Wende zur Neuzeit, München 1971

Hermann Wiesflecker, Maximilians I. Pläne für ein Kurfürstentum Tirol; in: Beiträge zur Geschichte Tirols, Innsbruck 1971

Hans-Joachim Ziegeler, Der betrachtende Leser – Zum Verhältnis von Text und Illustration in Kaiser Maximilians I. „Teuerdank“ ; in: Literatur und bildende Kunst im Tiroler Mittelalter (Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft Bd. 15), Hg. Egon Kühebacher, Innsbruck 1982

 


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Datum/Letzte Bearb.: 1990/2022