Zeittafeln deutsche Geschichte
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Zeittafel 4: Der Deutsche Bund – Deutschland von 1806/1815 bis 1871   heute: Mittwoch, 11.12.2024


1. Wellington und Blücher bei Waterloo (1815) | 2. Brandenburger Tor im 19. Jh. (erbaut 1789 - 93) | 3. Lokomotive von 1859 | 4. Hambacher Fest (1832) | 5. Germanisten-Brüder Jacob und Wilhelm Grimm
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Chronologie der Neuzeit seit der Französischen Revolution –                       Teil A: Von der napoleonischen Besatzungszeit bis zur Gründung des zweiten, „kleindeutschen“ Kaiserreichs
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Stichwörter: Napoleonische Tyrannei über Europa * Preußische Reformen * Befreiungskriege * Wiener Kongreß * Deutscher Bund * Reaktion und Demagogenverfolgung * soziale Unruhen * 1848er-Revolution * Industrialisierung * Dänische Kriege * Norddeutscher Bund * deutsch-französischer Krieg 1870/71 * Zweite Reichsgründung

Zeittafel  IV  zur deutschen Geschichte: 1800 - 2000 (Teil A: 1806 - 1871)

Der Deutsche Bund: Deutschland von 1806/1815 bis 1871


1806 Oktober Preußen nimmt allein den Kampf gegen Frankreich wieder auf, wird aber bei Jena und Auerstedt vernichtend geschlagen; Brandenburg-Preußen wird von französischen Truppen besetzt, der preußische Königshof in das unbesetzte Memel (Litauen) verlegt;
um den Staat vor der Auflösung zu bewahren, läßt der König "Ruhe als erste Bürgerpflicht" verkünden

Friedrich Wilhelm III.
Friedrich Wilhelm III. von Preußen (1797 - 1840)

Reichsfreiherr Karl vom Stein
Reichsfreiherr Karl vom Stein (1757 - 1831), der Schöpfer der preußischen Staatsreform von 1807/10 und erbittertste politische Gegner Napoleons

Ernst Moritz Arndt
Der berühmteste Publizist der Befreiungskriege, Ernst Moritz Arndt (1769 - 1860, "Geist der Zeit", 1806/13), war ein wortgewaltiger Flugschriften-Verfasser im Dienst der Stein'schen Politik. Als Achtzigjähriger war er noch an der Revolution von 1848 beteiligt und überbrachte als Alterspräsident der Nationalversammlung dem preußischen König das Angebot der deutschen Kaiserkrone.

August von Hardenberg
August von Hardenberg, seit 1810 Staatskanzler, führte die preußischen Reformen weitgehend im Sinne des Freiherrn vom Stein fort.

General Gneisenau
General Neidhardt von Gneisenau (1760 - 1831), der "militärische Arm" der preußischen Reformpolitik und Generalstabschef in den Befreiungskriegen 1813/15

Napoleon auf dem Weg in die Verbannung
Der bei Waterloo endgültig geschlagene "Kaiser" Napoleon auf dem Weg nach St. Helena in die Verbannung.

Clemens von Metternich
Der österreichische Staatskanzler von 1809 bis 1848, Clemens Fürst von Metternich, sorgte während seiner langen Regierung für die Restauration der monarchischen Zustände in Europa.

Karl Marx
Karl Marx (1818 - 1883)

1807 Juli im "Frieden von Tilsit" verzichtet Preußen auf sämtliche Gebiete westlich der Elbe, behält dafür pro forma seine staatliche Souveränität (auf Druck des Zaren, der außer England als einziger noch nicht von Napoleon besiegt ist);
Preußen wird teilweise besetzt und muß Frankreich unerträgliche Tribute leisten
1807 Reichsfreiherr Karl vom Stein wird zum leitenden Minister des preußischen Rumpfstaates ernannt und beginnt sofort mit der Umsetzung seiner schon früher ausgearbeiteten Reformpläne: Verwaltungsreform, Neuordnung des Militärwesens, Befreiung der Bauern von der Leibeigenschaft
1807/08 der Philosoph Johann Gottlieb Fichte richtet in seinen Berliner Vorlesungen "Reden an die deutsche Nation": Forderung nach einem freiheitlichen und selbständigen deutschen Nationalstaat
1808 Freiherr vom Stein wird auf französischen Druck hin entlassen, nachdem die Polizei einen Brief abgefangen hat, in dem er Pläne für den Widerstand gegen die französische Herrschaft entworfen hat
1809 Gründung der "Friedrich-Wilhelm-Universität" - Wilhelm von Humboldt wird ihr erster Rektor (deshalb heute Humboldt-Universität)
1809/10 unter seinem leitenden Minister Graf Stadion versucht Österreich erfolglos, sich militärisch von der französischen Herrschaft zu befreien; der Tiroler Anführer des Freiheitskampfes, Andreas Hofer, wird in Mantua auf Befehl Napoleons hingerichtet
1812 nach dem Beginn von Napoleons Rußland-Feldzug beruft Zar Alexander I. den Freiherrn vom Stein als politischen Berater; dieser holt seinerseits den Schriftsteller Ernst Moritz Arndt als Propagandisten zur Vorbereitung der Befreiung Deutschlands zu sich nach St. Petersburg
1812 Dezember der Befehlshaber des preußischen Hilfskorps Napoleons in Rußland, Graf Yorck von Wartenburg, erklärt seine Truppen zunächst für neutral, stellt sich dann auf die russische Seite und ruft gemeinsam mit Stein zur allgemeinen Bewaffnung und zum Volkskrieg gegen die Franzosen auf
1813 März König Friedrich Wilhelm III. segnet General Yorcks Eigenmächtigkeit im nachhinein ab und erläßt den Aufruf "An mein Volk", das Fanal zum bedingungslosen Kampf gegen die napoleonische Tyrannei
1813 August Österreich schließt sich der preußisch-russischen Koalition gegen Frankreich an
1813 Oktober Bayern verläßt den Rheinbund und tritt an die Seite Rußlands, Preußens und Österreichs
1813 Oktober nachdem russische und preußische Verbände die Franzosen aus Rußland vertrieben haben, stehen sich am 16. Oktober in Sachsen eine Armee der Alliierten mit 205.000 Mann und ein französisches Heer von 190.000 Mann gegenüber:
in der "Völkerschlacht bei Leipzig" wird Napoleon in dreitägigem Kampf geschlagen und flieht nach Frankreich
1814 März preußische, russische, österreichische und englische Truppen marschieren in Paris ein und vollenden die Befreiungskriege; Napoleon wird zunächst auf die Insel Elba, nach einem weiteren Anschlag gegen den Frieden nach St. Helena verbannt
1814/15 auf dem "Wiener Kongreß" soll unter dem Vorsitz des österreichischen Staatskanzlers Metternich die europäische Staatenwelt neu geordnet werden:
gegen den Willen Preußens werden Frankreich die bis 1793 eroberten Territorien gelassen, auch sonst werden milde Friedensbedingungen zugestanden, da Alexander I. von Rußland um die Stabilität des Mächte-Gleichgewichts fürchtet;
das Heilige Römische Reich wird nicht wiederbelebt, sondern nur ein loser Staatenbund aus 35 autonomen Ländern und Städten geschaffen, der "Deutsche Bund": entgegen den Versprechungen der Befreiungszeit gibt es keinen freiheitlichen Bundesstaat und auch keine Verfassungen in Preußen und Österreich; es folgt die "Restaurations"-Zeit, eine Phase der Regeneration für die alten Monarchien
1817 zur Feier des 300. Jahrestages der Reformation treffen sich 500 Studenten und Professoren auf der Wartburg bei Eisenach und demonstrieren für die nationale Einheit und Freiheit Deutschlands ("Wartburgfest")
1819 die Ermordung des reaktionären Schriftstellers August von Kotzebue durch einen fanatischen Studenten nehmen die versammelten Vertreter der Fürsten, allen voran Metternich, zum Anlaß für die "Karlsbader Beschlüsse" - Verbot von Studentenverbindungen, Überwachung des politischen Verhaltens von Professoren und Studenten, Zensur aller Zeitungen und Zeitschriften, Berufsverbote für die Publizisten Arndt, Görres, den "Turnvater" Jahn u.a. ("Demagogenverfolgung")
1832 angeregt durch die Pariser Juli-Revolution von 1830, versammeln sich etwa 30.000 Bürger, Handwerker, Arbeiter und - wiederum - Studenten und Professoren zum "Hambacher Fest" (bei Neustadt/Weinstraße): das Volk droht, Einheit und Freiheit des Vaterlandes notfalls ohne die Fürsten zu bewerkstelligen
1834 bis 1854 aufgrund von Hungersnöten, Arbeitslosigkeit und politischer Verfolgung wandern Millionen von Deutschen nach Amerika und nach Rußland aus
1835 zwischen Nürnberg und Fürth fährt die erste deutsche Eisenbahn - ein Signal für die beginnende Industrialisierung
1844 in Schlesien erheben sich 3000 Weber gegen ihre Arbeitgeber und deren Ausbeutungsmethoden; diese erste proletarische Aufstand des Frühkapitalismus wird von preußischem Militär blutig niedergeschlagen
1848 Februar Karl Marx und Friedrich Engels veröffentlichen in London das "Manifest der kommunistischen Partei" - zunächst ohne größere Beachtung
1848 März "März-Revolution":
nach dem Vorbild der französischen Revolutionsunruhen vom Februar kommt es in vielen deutschen Städten zu spontanen Volksversammlungen, auf denen Presse- und Gedanken- und Vereinsfreiheit, eine Volksmiliz und ein nationales Parlament verlangt werden; in Wien finden Straßenkämpfe statt; Metternich, der verhaßte Anführer der Reaktion, flieht nach England; aus einer Großkundgebung vor dem Berliner Schloß entwickelt sich ein von der Polizei angerichtetes Blutbad und anschließend Barrikadenkämpfe;
der Kaiser von Österreich und der preußische König versprechen die Einführung von Verfassungen; nach Zustimmung aller Einzelstaaten wird beschlossen, durch allgemeine, freie und gleiche Wahlen ein gesamtdeutsches Parlament in Frankfurt zu konstituieren
1848 Mai die Frankfurter Nationalversammlung (auch "Paulskirchen-Parlament" genannt) tritt erstmals zusammen; das hauptsächlich aus Bildungsbürgern bestehende "Professorenparlament" wählt den liberalen Freiherrn von Gagern zum Versammlungspräsidenten und als provisorisches Staatsoberhaupt den Erzherzog Johann von Österreich zum "Reichsverweser"

Frankfurter Paulskirche
Frankfurter Paulskirche zur Zeit der Revolution von 1848/49

Nationalfahne
Schwarz, rot und gold waren seit dem Hambacher Fest von 1832 die Farben der deutschen Einigungs- und Freiheitsbewegung - in der 1848er Revolution sollte daraus die deutsche Nationalflagge werden.

Friedrich Wilhelm IV.
Friedrich Wilhelm IV. , seit 1840 König von Preußen, lehnte 1849 die deutsche Kaiserkrone ab. Er wurde 1858 entmündigt und an seiner Stelle Wilhelm I. zum regierenden preußischen Monarchen erklärt.

Otto von Bismarck
Otto Fürst von Bismarck (1815 - 1898) wurde 1862 preußischer Ministerpräsident, 1866 Regierungschef des Norddeutschen Bundes, 1871 Kanzler des neugegründeten (zweiten) deutschen Kaiserreiches. Als "Eiserner Kanzler" war er 30 Jahre lang die bestimmende Persönlichkeit der deutschen Politik.
1849 März Verabschiedung einer Reichsverfassung unter Einbeziehung der zuvor beschlossenen "Grundrechte": Deutschland soll eine konstitutionelle Monarchie mit Gewaltenteilung und allen bürgerlichen Rechten, jedoch ohne adelige Standesvorrechte werden
1849 April der preußische König Friedrich Wilhelm IV. lehnt die ihm von der Volksvertretung angebotene Kaiserkrone wegen des "Ludergeruchs der Revolution" ab - das Parlament ist ratlos
1849 April/Mai um die beschlossene Reichsverfassung dennoch durchzusetzen, erheben sich in Baden, Sachsen, der Pfalz und Württemberg radikaldemokratische Aufstände, die von preußischen, österreichischen und württembergischen Truppen niedergeschlagen werden - die "48er-Revolution" ist gescheitert
1850 der Frankfurter Bundestag, das Verfassungsorgan des "Deutschen Bundes", wird wiedereröffnet
1858 König Wilhelm I., der spätere erste Kaiser des Zweiten Kaiserreichs, tritt in Preußen die Regentschaft an
1862 Fürst Otto von Bismarck wird vom König zum preußischen Ministerpräsidenten ernannt
1863 Gründung des "Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins" durch Ferdinand Lassalle: die erste große Sammlung der politischen Kräfte des Proletariats und der Anfang der Sozialdemokratie
1864 "Deutsch-Dänischer Krieg":
durch einen gemeinsamen Feldzug holen Preußen und Österreich die Herzogtümer Schleswig und Holstein, die sich der dänische König widerrechtlich angeeignet hatte, in den Deutschen Bund zurück und erfüllen damit eine zentrale Forderung der Revolutionäre von 1848
1866 aus dem Streit um die Hegemonie über das eben zurückgewonnene Schleswig-Holstein entwickelt sich ein preußisch-österreichischer Krieg, bei dem das neue Königreich Italien mit Preußen im Bunde steht;
Bismarck erklärt den Deutschen Bund für aufgelöst, besiegt die von Österreich aufgebotene Bundesarmee in wenigen Wochen, annektiert für Preußen Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt und gründet den "Norddeutschen Bund"; Österreich verliert Venetien an Italien
1867 die Verfassung des Norddeutschen Bundes tritt in Kraft: seine Volksvertretung, der Bundesrat, kommt durch allgemeine, gleiche und direkte Wahlen zustande; Bismarck gewinnt dadurch die Sympathie vieler Liberaler
1870 wird einer Seitenlinie des hohenzollern'schen Königshauses von Preußen die spanische Krone angetragen; Kaiser Napoleon III. von Frankreich fürchtet eine strategische Einkreisung und will die deutsche Thronkandidatur unter allen Umständen verhindern;
Bismarck gibt die überzogenen Forderungen Napoleons an die Presse weiter und stellt damit Frankreich vor aller Welt diplomatisch bloß (Emser Depesche) ; Frankreich erklärt Preußen den Krieg
1870/71 "Deutsch-Französischer Krieg" und Gründung des Zweiten Kaiserreichs:
unter der Anteilnahme ganz Deutschlands greift die preußische Armee an, nimmt den französischen Kaiser Napoleon III. gefangen und erobert Paris; nach Bismarcks Verhandlungen mit den deutschen Fürsten wird noch während des Krieges im Januar 1871 das Deutsche Reiche neugegründet und Wilhelm I. von Preußen zum Kaiser gekrönt;
Bismarck setzt gegen "großdeutsche" Bestrebungen durch, daß Österreich von der Reichsgründung ausgeschlossen wird

zur „kaiserlosen Zwischenzeit“ 1806 - 1871 siehe auch:
Deutsche Staatsoberhäupter ➤ Deutscher Bund / Norddeutscher Bund 1806/15 - 1871
  Kaiserkrönung in Versailles 1871: Krönung des preußischen Königs Wilhelms I. von Hohenzollern zum Kaiser des Deutschen Reichs im Spiegelsaal des Königsschlosses von Versailles in Anwesenheit der meisten deutschen Fürsten, die von Bismarck überzeugt worden sind, ihre Souveränität aufzugeben
     

 


 

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