1806 Oktober |
Preußen nimmt allein den Kampf
gegen Frankreich wieder auf, wird aber bei Jena und Auerstedt
vernichtend geschlagen; Brandenburg-Preußen wird von französischen
Truppen besetzt, der preußische Königshof in das
unbesetzte Memel (Litauen) verlegt;
um den Staat vor der Auflösung zu bewahren, läßt
der König "Ruhe als erste Bürgerpflicht"
verkünden |
Friedrich Wilhelm III. von Preußen (1797 - 1840)
Reichsfreiherr Karl vom Stein (1757 - 1831), der Schöpfer
der preußischen Staatsreform von 1807/10 und erbittertste
politische Gegner Napoleons
Der
berühmteste Publizist der Befreiungskriege, Ernst Moritz
Arndt (1769 - 1860, "Geist der Zeit", 1806/13),
war ein wortgewaltiger Flugschriften-Verfasser im Dienst der
Stein'schen Politik. Als Achtzigjähriger war er noch an
der Revolution von 1848 beteiligt und überbrachte als
Alterspräsident der Nationalversammlung dem preußischen
König das Angebot der deutschen Kaiserkrone.
August
von Hardenberg, seit 1810 Staatskanzler, führte die preußischen
Reformen weitgehend im Sinne des Freiherrn vom Stein fort.
General
Neidhardt von Gneisenau (1760 - 1831), der "militärische
Arm" der preußischen Reformpolitik und Generalstabschef
in den Befreiungskriegen 1813/15
Der
bei Waterloo endgültig geschlagene "Kaiser"
Napoleon auf dem Weg nach St. Helena in die Verbannung.
Der
österreichische Staatskanzler von 1809 bis 1848, Clemens
Fürst von Metternich, sorgte während seiner langen
Regierung für die Restauration der monarchischen Zustände
in Europa.
Karl
Marx (1818 - 1883)
|
1807 Juli |
im "Frieden von Tilsit"
verzichtet Preußen auf sämtliche Gebiete westlich
der Elbe, behält dafür pro forma seine staatliche
Souveränität (auf Druck des Zaren, der außer
England als einziger noch nicht von Napoleon besiegt ist);
Preußen wird teilweise besetzt und muß Frankreich
unerträgliche Tribute leisten
|
1807 |
Reichsfreiherr Karl vom Stein wird
zum leitenden Minister des preußischen Rumpfstaates ernannt
und beginnt sofort mit der Umsetzung seiner schon früher
ausgearbeiteten Reformpläne: Verwaltungsreform, Neuordnung
des Militärwesens, Befreiung der Bauern von der Leibeigenschaft |
1807/08 |
der Philosoph Johann Gottlieb Fichte
richtet in seinen Berliner Vorlesungen "Reden an die deutsche
Nation": Forderung nach einem freiheitlichen und selbständigen
deutschen Nationalstaat |
1808 |
Freiherr vom Stein wird auf französischen
Druck hin entlassen, nachdem die Polizei einen Brief abgefangen
hat, in dem er Pläne für den Widerstand gegen die
französische Herrschaft entworfen hat |
1809 |
Gründung der "Friedrich-Wilhelm-Universität"
- Wilhelm von Humboldt wird ihr erster Rektor (deshalb heute
Humboldt-Universität) |
1809/10 |
unter seinem leitenden Minister Graf
Stadion versucht Österreich erfolglos, sich militärisch
von der französischen Herrschaft zu befreien; der Tiroler
Anführer des Freiheitskampfes, Andreas Hofer, wird in Mantua
auf Befehl Napoleons hingerichtet |
1812 |
nach dem Beginn von Napoleons Rußland-Feldzug
beruft Zar Alexander I. den Freiherrn vom Stein als politischen
Berater; dieser holt seinerseits den Schriftsteller Ernst Moritz
Arndt als Propagandisten zur Vorbereitung der Befreiung Deutschlands
zu sich nach St. Petersburg |
1812 Dezember |
der Befehlshaber des preußischen
Hilfskorps Napoleons in Rußland, Graf Yorck von Wartenburg,
erklärt seine Truppen zunächst für neutral, stellt
sich dann auf die russische Seite und ruft gemeinsam mit Stein
zur allgemeinen Bewaffnung und zum Volkskrieg gegen die Franzosen
auf |
1813 März |
König Friedrich Wilhelm III.
segnet General Yorcks Eigenmächtigkeit im nachhinein ab
und erläßt den Aufruf "An mein Volk", das
Fanal zum bedingungslosen Kampf gegen die napoleonische Tyrannei |
1813 August |
Österreich schließt sich
der preußisch-russischen Koalition gegen Frankreich an |
1813 Oktober |
Bayern verläßt den Rheinbund
und tritt an die Seite Rußlands, Preußens und Österreichs |
1813 Oktober |
nachdem russische und preußische
Verbände die Franzosen aus Rußland vertrieben haben,
stehen sich am 16. Oktober in Sachsen eine Armee der Alliierten
mit 205.000 Mann und ein französisches Heer von 190.000
Mann gegenüber:
in der "Völkerschlacht bei Leipzig" wird
Napoleon in dreitägigem Kampf geschlagen und flieht nach
Frankreich
|
1814 März |
preußische, russische, österreichische
und englische Truppen marschieren in Paris ein und vollenden
die Befreiungskriege; Napoleon wird zunächst auf die Insel
Elba, nach einem weiteren Anschlag gegen den Frieden nach St.
Helena verbannt |
1814/15 |
auf dem "Wiener Kongreß"
soll unter dem Vorsitz des österreichischen Staatskanzlers
Metternich die europäische Staatenwelt neu geordnet werden:
gegen den Willen Preußens werden Frankreich die bis 1793
eroberten Territorien gelassen, auch sonst werden milde Friedensbedingungen
zugestanden, da Alexander I. von Rußland um die Stabilität
des Mächte-Gleichgewichts fürchtet;
das Heilige Römische Reich wird nicht wiederbelebt, sondern
nur ein loser Staatenbund aus 35 autonomen Ländern und
Städten geschaffen, der "Deutsche Bund":
entgegen den Versprechungen der Befreiungszeit gibt es keinen
freiheitlichen Bundesstaat und auch keine Verfassungen in Preußen
und Österreich; es folgt die "Restaurations"-Zeit,
eine Phase der Regeneration für die alten Monarchien
|
1817 |
zur Feier des 300. Jahrestages der
Reformation treffen sich 500 Studenten und Professoren auf der
Wartburg bei Eisenach und demonstrieren für die nationale
Einheit und Freiheit Deutschlands ("Wartburgfest") |
1819 |
die Ermordung des reaktionären
Schriftstellers August von Kotzebue durch einen fanatischen
Studenten nehmen die versammelten Vertreter der Fürsten,
allen voran Metternich, zum Anlaß für die "Karlsbader
Beschlüsse" - Verbot von Studentenverbindungen, Überwachung
des politischen Verhaltens von Professoren und Studenten, Zensur
aller Zeitungen und Zeitschriften, Berufsverbote für die
Publizisten Arndt, Görres, den "Turnvater" Jahn
u.a. ("Demagogenverfolgung") |
1832 |
angeregt durch die Pariser Juli-Revolution
von 1830, versammeln sich etwa 30.000 Bürger, Handwerker,
Arbeiter und - wiederum - Studenten und Professoren zum "Hambacher
Fest" (bei Neustadt/Weinstraße): das Volk droht,
Einheit und Freiheit des Vaterlandes notfalls ohne die Fürsten
zu bewerkstelligen |
1834 bis 1854 |
aufgrund von Hungersnöten, Arbeitslosigkeit
und politischer Verfolgung wandern Millionen von Deutschen nach
Amerika und nach Rußland aus |
1835 |
zwischen Nürnberg und Fürth
fährt die erste deutsche Eisenbahn - ein Signal für
die beginnende Industrialisierung |
1844 |
in Schlesien erheben sich 3000 Weber
gegen ihre Arbeitgeber und deren Ausbeutungsmethoden; diese
erste proletarische Aufstand des Frühkapitalismus wird
von preußischem Militär blutig niedergeschlagen |
1848 Februar |
Karl Marx und Friedrich Engels veröffentlichen
in London das "Manifest der kommunistischen Partei"
- zunächst ohne größere Beachtung |
1848 März |
"März-Revolution":
nach dem Vorbild der französischen Revolutionsunruhen vom
Februar kommt es in vielen deutschen Städten zu spontanen
Volksversammlungen, auf denen Presse- und Gedanken- und Vereinsfreiheit,
eine Volksmiliz und ein nationales Parlament verlangt werden;
in Wien finden Straßenkämpfe statt; Metternich, der
verhaßte Anführer der Reaktion, flieht nach England;
aus einer Großkundgebung vor dem Berliner Schloß
entwickelt sich ein von der Polizei angerichtetes Blutbad und
anschließend Barrikadenkämpfe;
der Kaiser von Österreich und der preußische König
versprechen die Einführung von Verfassungen; nach Zustimmung
aller Einzelstaaten wird beschlossen, durch allgemeine, freie
und gleiche Wahlen ein gesamtdeutsches Parlament in Frankfurt
zu konstituieren
|
1848 Mai |
die Frankfurter Nationalversammlung
(auch "Paulskirchen-Parlament" genannt) tritt erstmals
zusammen; das hauptsächlich aus Bildungsbürgern bestehende
"Professorenparlament" wählt den liberalen Freiherrn
von Gagern zum Versammlungspräsidenten und als provisorisches
Staatsoberhaupt den Erzherzog Johann von Österreich zum
"Reichsverweser" |
Frankfurter
Paulskirche zur Zeit der Revolution von 1848/49
Schwarz,
rot und gold waren seit dem Hambacher Fest von 1832 die Farben
der deutschen Einigungs- und Freiheitsbewegung - in der 1848er
Revolution sollte daraus die deutsche Nationalflagge werden.
Friedrich
Wilhelm IV. , seit 1840 König von Preußen, lehnte
1849 die deutsche Kaiserkrone ab. Er wurde 1858 entmündigt
und an seiner Stelle Wilhelm I. zum regierenden preußischen
Monarchen erklärt.
Otto Fürst von Bismarck (1815 - 1898) wurde 1862 preußischer
Ministerpräsident, 1866 Regierungschef des Norddeutschen
Bundes, 1871 Kanzler des neugegründeten (zweiten) deutschen
Kaiserreiches. Als "Eiserner Kanzler" war er 30 Jahre
lang die bestimmende Persönlichkeit der deutschen Politik. |
1849 März |
Verabschiedung einer Reichsverfassung
unter Einbeziehung der zuvor beschlossenen "Grundrechte":
Deutschland soll eine konstitutionelle Monarchie mit Gewaltenteilung
und allen bürgerlichen Rechten, jedoch ohne adelige Standesvorrechte
werden |
1849 April |
der preußische König Friedrich
Wilhelm IV. lehnt die ihm von der Volksvertretung angebotene
Kaiserkrone wegen des "Ludergeruchs der Revolution"
ab - das Parlament ist ratlos |
1849 April/Mai |
um die beschlossene Reichsverfassung
dennoch durchzusetzen, erheben sich in Baden, Sachsen, der Pfalz
und Württemberg radikaldemokratische Aufstände, die
von preußischen, österreichischen und württembergischen
Truppen niedergeschlagen werden - die "48er-Revolution"
ist gescheitert |
1850 |
der Frankfurter Bundestag, das Verfassungsorgan
des "Deutschen Bundes", wird wiedereröffnet |
1858 |
König Wilhelm I., der spätere
erste Kaiser des Zweiten Kaiserreichs, tritt in Preußen
die Regentschaft an |
1862 |
Fürst Otto von Bismarck wird
vom König zum preußischen Ministerpräsidenten
ernannt |
1863 |
Gründung des "Allgemeinen
Deutschen Arbeitervereins" durch Ferdinand Lassalle: die
erste große Sammlung der politischen Kräfte des Proletariats
und der Anfang der Sozialdemokratie |
1864 |
"Deutsch-Dänischer Krieg":
durch einen gemeinsamen Feldzug holen Preußen und Österreich
die Herzogtümer Schleswig und Holstein, die sich der dänische
König widerrechtlich angeeignet hatte, in den Deutschen
Bund zurück und erfüllen damit eine zentrale Forderung
der Revolutionäre von 1848
|
1866 |
aus dem Streit um die Hegemonie über
das eben zurückgewonnene Schleswig-Holstein entwickelt
sich ein preußisch-österreichischer Krieg, bei dem
das neue Königreich Italien mit Preußen im Bunde
steht;
Bismarck erklärt den Deutschen Bund für aufgelöst,
besiegt die von Österreich aufgebotene Bundesarmee in wenigen
Wochen, annektiert für Preußen Hannover, Kurhessen,
Nassau und Frankfurt und gründet den "Norddeutschen
Bund"; Österreich verliert Venetien an Italien
|
1867 |
die Verfassung des Norddeutschen
Bundes tritt in Kraft: seine Volksvertretung, der Bundesrat,
kommt durch allgemeine, gleiche und direkte Wahlen zustande;
Bismarck gewinnt dadurch die Sympathie vieler Liberaler |
1870 |
wird einer Seitenlinie des hohenzollern'schen
Königshauses von Preußen die spanische Krone angetragen;
Kaiser Napoleon III. von Frankreich fürchtet eine strategische
Einkreisung und will die deutsche Thronkandidatur unter allen
Umständen verhindern;
Bismarck gibt die überzogenen Forderungen Napoleons an
die Presse weiter und stellt damit Frankreich vor aller Welt
diplomatisch bloß (Emser Depesche) ; Frankreich erklärt
Preußen den Krieg
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1870/71 |
"Deutsch-Französischer
Krieg" und Gründung des Zweiten Kaiserreichs:
unter der Anteilnahme ganz Deutschlands greift die preußische
Armee an, nimmt den französischen Kaiser Napoleon III.
gefangen und erobert Paris; nach Bismarcks Verhandlungen mit
den deutschen Fürsten wird noch während des Krieges
im Januar 1871 das Deutsche Reiche neugegründet und Wilhelm
I. von Preußen zum Kaiser gekrönt;
Bismarck setzt gegen "großdeutsche" Bestrebungen
durch, daß Österreich von der Reichsgründung
ausgeschlossen wird
zur kaiserlosen Zwischenzeit 1806 - 1871 siehe auch:
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1871:
Krönung des preußischen Königs Wilhelms I. von
Hohenzollern zum Kaiser des Deutschen Reichs im Spiegelsaal
des Königsschlosses von Versailles in Anwesenheit der meisten
deutschen Fürsten, die von Bismarck überzeugt worden
sind, ihre Souveränität aufzugeben |
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